Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechster Jahrgang. 1890. (31)

V#s deuische Reich und seine einzelnen Glieder. (Sept. Mitte.) 151 
Ich vermag es aber nur dann, wenn jeder deutsche Mann an seinem Teile 
seine Hilfe Mir angedeihen läßt, und Ich hoffe und erwarte, daß die Mit- 
glieder der Provinz ein jeder für sich und ein jeder in seinem Wirkungs- 
kreise, es sich angelegen sein lassen werden, dahin zu wirken, daß die fest- 
geschlossenen Bande der Ordnung aufrecht erhalten werden den umstürzenden 
Elementen gegenüber. Wenn ein jeder Bürger seine Pflicht thut, dann bin 
auch Ich im stande, für Sie zu sorgen und zu unserer Aller Heil in Ruhe 
und Frieden die Geschicke des Vaterlandes zu lenken, und Ich setze das Ver- 
trauen in Sie, daß, was auch kommen möge, Sie mit Ruhe und Geduld 
der Entwickelung Unserer Legislation und der inneren Zustände entgegen- 
sehen und Mir nach Ihrer altbewährten Treue und Anhänglichkeit helfen 
werden. So erhebe Ich denn Mein Glas und trinke es auf das Geburts- 
land Meiner Gattin. Meine treue schleswig-holsteiner Provinz, fie lebe hoch 
Hoch! Hoch!“ 
Mitte September. Kongreß der Altkatholiken in Köln. 
Die Bischöfe aus Deutschland, Holland und der Schweiz, sowie 
Vertreter der Altkatholiken Oesterreichs und Frankreichs find an- 
wesend. 
Mitte September. Kaisermanöver in Schlesien. Bei dem 
von der Provinz gegebenen Festmahl hält der Kaiser folgende Rede: 
Noch einmal wiederhole ich den Dank der Kaiserin und den Meinigen 
für den freundlichen Empfang in der Provinz und für die treuen Gesin- 
nungen, die Uns entgegengeschlagen sind. Zugleich erneuere Ich nochmals 
den Ausdruck Meiner Freude darüber, daß es Mir endlich vergönnt ist, 
einmal mit Meinen Schlesiern zusammen zu sein. 
Wie in früherer Zeit, in der Zeit der Erhebung, die Provinz die 
erste war, die dem Rufe Meines hochseligen Herrn Urgroßvaters folgte, um 
dem Lande seine Unabhängigkeit wiederzugeben, so ist zu Meiner größten 
Freude auf dem inneren Gebiete die Provinz diejenige gewesen, die den 
ersten Schritt gethan hat, um Meinen auf das Wohl der arbeitenden Be- 
völkerung gerichteten Gedanken Folge zu geben. In lobenswertem Wetteifer 
gehen hier Kirche und Laien zusammen, um das Wohlergehen der unteren 
Klassen zu heben und dem Leben der Provinz die Ordnung zu erhalten. 
Männer wie Fürst Pleß und wie der Fürstbischof sind mit gutem Beispiel 
vorangegangen, und das Beispiel ist nicht ohne Wirkung geblieben. Ich 
verfehle hierbei nicht, diesen Herren sowie manchen anderen in der Provinz, 
die diesem Beispiel sich angeschlossen haben, Meinen Königlichen Dank 
auszusprechen. 
Ich knüpfe hieran den Wunsch, daß dieses gute Beispiel, welches die 
Provinz gegeben hat, ohne Unterschied der Parteien und Konfessionen von 
allen Teilen Meines Staates befolgt werde, daß unsere Bürger endlich aus 
dem Schlummer erwachen mögen, in den sie sich so lange gewiegt haben, 
und nicht bloß dem Staat und seinen Organen die Bekämpfung der um- 
wälzenden Elemente überlassen, sondern selbst mit Hand anlegen. 
Ich habe die Ueberzeugung, daß, wenn die Provinz beharrt auf dem 
jetzigen Wege, es nicht nur der Provinz, sondern auch Meinem ganzen Lande 
gelingen wird, wiederherzustellen die Achtung vor der Kirche, den Respekt 
vor dem Gesetz, und den unbedingten Gehorsam gegen die Krone und 
deren Träger. 
Ich erhebe das Glas und trinke auf das Wohl und das Gedeihen 
der- oins Schlesien; sie lebe hoch! und nochmals hoch! und zum dritten- 
male hoch!
	        
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