Frankreich. (Juni 19.—Sept. 23.) 243
Unterhandlungen wegen neuer Handelsverträge mit kurzer Zeitdauer
einzuleiten seien.
19. Juni. Der Telegraphenkongreß hält seine letzte ge-
schäftliche Sitzung. Zwischen Deutschland, Rußland, Schweden und
Norwegen, Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland und Bul-
garien ist ein Abkommen betreffs bedeutender Tarifreduktionen ge-
troffen.
21. Juni. (Kammer.) Der Bericht über die Petitionen
der Aktionäre und Obligationäre des Panama-Unternehmens
beantragt die Uebermittlung der Petitionen an die Regierung.
Justizminister Fallieres antwortet, die Staatsgewalt habe sich nie
mit dem Unternehmen solidarisch erklärt, gleichwohl sei die Regierung nicht
unempfindlich gegen das Mißgeschick desselben. In einigen Tagen werde
der Liquidator die Sachlage darlegen können. Wenn sich ein Anlaß zum
erichtlichen Einschreiten herausstellen werde, werde der Justizminister seine
flicht thun. Fallieres acceptiert die Ueberweisung der Petitionen an die
Regierung, aber ohne jede Verantwortlichkeit für die Regierung.
4. August. Der Präsident erläßt eine große Anzahl Be-
gnadigungen der wegen Streiks Verurteilten.
5. August. Eine Konvention mit England betreffs der
afrikanischen Besitzungen wird unterzeichnet (s. dort).
Anfang September machen die Enthüllungen des Abg.
Mermeix über Boulangers Abhängigkeit von den Monarchisten
und die von dort ihm zugeflossenen Unterstützungen großes Aufsehen.
Anfang September. In Anlaß der in Guinea zum Stapel-
lauf eines Kriegsschiffes erwarteten Anwesenheit des Königs
Humbert beschließt die Regierung, das Geschwader von Toulon
zu seiner Begrüßung dorthin zu senden; zu allgemeiner Ueber-
raschung wird das Eintreffen des Königs plötzlich dementiert.
11. September. Eine boulangistische Wählerversamm-
lung spricht dem Verfasser der boulangistischen Enthüllungen
Mermeix ihr Mißtrauen aus und fordert denselben auf, sein
Mandat als Deputierter niederzulegen.
15. September. Auf dem Militärbankett zu Jonzac nach
den großen Manövern trinkt General Ferron auf den russischen
Hauptmann Kabalow und sagt:
Rußland besitzt in seiner unvergleichlichen Armee ein Mittel, um
Koalitionen aufzulösen. Erheben wir die Gläser auf die Schwesterarmee,
auf die russische Armee! Kabalow antwortet, indem er die französische Armee
der Zuneigung der russischen versicherte.
23. September. Der in Paris unter Vorsitz des Kardinals
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