Stalien. (Mai 29.—Juli 11.) 251
Preisverteilung des von Deutschen fast gar nicht, von Franzosen
zahlreich besuchten allgemeinen Schützenfestes werden den fran-
zösischen Schützen seitens des Publikums demonstrative Ovationen
gebracht.
29. Mai. Die Regierung verbietet den demokratischen
Kongreß in Catania.
4. Juni. Der konservative Führer, Exminister Bonghi,
erklärt, die konservative Partei in Italien sei vernichtet und die
Wiederherstellung der Rechten sei nur durch eine Abänderung des
Parteiprogramms in religiösem Sinne erreichbar. Die Initiative
hiezu sei angesichts der Neuwahlen bereits ergriffen worden.
17. Juni. (Deputiertenkammer.) Brughi bringt einen
Antrag ein, die Regierung aufzufordern, mit allen Mitteln die
Lösung aller zwischen den Nationen entstehenden Diffe-
renzen im Wege des Schiedsgerichts anzustreben. Minister-
präsident Crispi erklärte, der Antrag sei ihm sympathisch, und be-
antragt, die Debatte hierüber nach Erledigung der dringendsten
Gesetzentwürfe anzuberaumen. Der Antrag Crispis wird ange-
nommen.
21. Juni. Ein Gesetzentwurf über die Neuordnung der
Finanzlage der Stadt Rom
setzt seitens des Staates die Uebernahme des Zinsdienstes für die An-
leihe im Betrage von 2½ Millionen bis zu deren gänzlicher Tilgung fest
und befreit das Munizipium von der Verpflichtung zu den Tiber-Regulierungs-
arbeiten; dagegen übernimmt die Regierung die Verwaltung des städtischen
Octroi, der Kommune hieraus den Betrag von vier Millionen vergütend,
während der verbleibende Fehlbetrag von zwei Millionen durch neue Steuern
aufzubringen ist. Falls der Stadtrat diesen Bedingungen nicht zustimmt,
soll er aufgelöst und eine königliche Kommission ernannt werden.
25. Juni. Die römische Stadtverwaltung demissioniert,
weil sie dem obigen Gesetzentwurf nicht zustimmen will.
26. Juni. Die Regierung beschließt die Einsetzung einer
kommissarischen Stadtverwaltung in Rom.
3. Juli. Die Deputiertenkammer nimmt den Gesetzentwurf,
betreffend den Uebergang der „frommen Stiftungen“ in staat-
liche Verwaltung mit den vom Senat beschlossenen Abänderungen an.
11. Juli. Die Kammer genehmigt den Gesetzentwurf, be-
treffend die Maßnahmen in der Verwaltung Roms und berät
darauf den Antrag Bonghi, welcher die Regierung auffordert, mit
allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln die Austragung inter-