Belgien. (Febr. 14. — April 22.) 267
lich der Gerüchte über einen Vertrag zwischen Deutschland
und Belgien. Der Minister erwidert, Belgien würde keinen
Vertrag annehmen, außer einen solchen, welcher seine Neutralität
sichere.
14. Februar. Die Kammer verwirft den Antrag des Grafen
Oultremont, einen Ausschuß zur Untersuchung der Heeres-
verhältnisse und zur Lösung der Frage einzusetzen, ob die Be-
völkerung die persönliche Dienstpflicht wolle.
23. Februar. (Brüssel.) Es findet eine Landesversamm-
lung der Vlamen aller Gaue statt. Es wird die Unbilligkeit der
Einteilung der Gemeinden in wallonische und vlämische dargelegt.
Hierüber, sowie angesichts der schwebenden Beratung des Gesetzes
über die Universitäten werden Beschlüsse gefaßt, welche der Vor-
stand der Versammlung vor die Regierung und die Kammer brin-
gen soll.
3. März. (Brüssel.) Die Sozialisten partei veranstaltet
in der verflossenen Nacht eine republikanische Straßenkundgebung.
3000 Sozialisten ziehen durch die Straßen unter dem Rufe: „Nieder
mit dem König!“
3. März. In der Antisklaverei-Konferenz lehnt die
Türkei es ab, durchgreifenden Maßregeln gegen die Sklaven-Ein-
fuhr zuzustimmen, und beschränkt sich auf allgemeine beruhigende
Zusicherungen.
Mitte März. Im Senat wird der Antrag, von den Aerzten,
Apothekern und Gymnasiallehrern vor der Niederlassung oder An-
stellung in den vlämischen Landesteilen eine Prüfung in der nieder-
ländischen Sprache zu verlangen, verworfen.
22. April. Bei dem Fest, welches zu Ehren Stanleys in
der Brüsseler Börse stattfindet, hält der König folgende Rede:
„Im Jahre 1879 ist Stanley in meinem Auftrage nach Afrika ge-
zogen, um die Grundlagen des neuen mittelafrikanischen Staatswesens zu
schaffen. Es gereicht mir zur Freude, daß Sie mich zu den bisher erreichten
Erfolgen gerade an dem Tage beglückwünschen, da der berühmte Pionier
der Zivilisation in unsrer Mitte weilt. Fortan sind ungeheuer ausgedehnte
Gegenden, durchzogen von dem mächtigsten Flußsystem der Welt, der Koloni-
sation und dem Handel erschlossen. Ich zweifle nicht daran, daß sie unfrer
nationalen Schaffenskraft immer ausgedehntere Absatzgebiete bilden werden.
Wie soll man davon nicht übergeugt sein, wenn man sieht, wie alle übrigen
Teile des afrikanischen Kontinents von den europäischen Staaten in Besitz
genommen werden und welchen Wert man den afrikanischen Kolonien allent-
halben beilegt. Ich habe gegenüber Belgien vielfache Pflichten zu erfüllen
und ich will ihnen allen gewissenhaft nachkommen. Meine wichtigste Pflicht
aber ist die, mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln und Kräften für