Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Sechster Jahrgang. 1890. (31)

288 Fimland. (Jan. 15.— Juni.) 
nannten Landeshauptleute. In den Gouvernements Charkow und 
Jekaterinoslaw kommt es zu offenen Ruhestörungen, gegen welche 
Militär aufgeboten werden muß. 
Das „Journal de Saint-Petersbourg“ bemerkt über den 
Streit zwischen der Pforte und dem Patriarchen von Kon- 
stantinopel (vgl. Türkei): 
„Indem die Pforte das gemeine Recht anzuwenden suche, lasse sie 
außer acht, daß gewisse Anordnungen des türkischen Gesetzbuches auf die 
christliche Gesellschaft nicht anwendbar seien. Man könne billigerweise nicht 
behaupten, daß die osmanische Regierung ebenso wie die übrigen christlichen 
Regierungen die Beziehungen zur christlichen Rirche regeln könne. Da uns 
die Interessen der orthodoxen Kirche sehr am Herzen liegen und wir die 
vollkommene Uebereinstimmung der christlichen Gemeinden mit der osmani- 
schen Regierung wünschen, hegen wir die feste Zuversicht, daß durch die 
Initiative des Sultans der bedenklichen Lage bald ein Ende gemacht werde, 
und hoffen ebenso, daß der Patriarch im Vertrauen auf diese Initiative den 
Gottesdienst wieder aufnimmt, der nicht hätte unterbrochen werden 
sollen, wie berechtigt auch die Forderungen des Patriarchats sein mögen.“ 
18. November. General Seliwerstow, ehemaliger stell- 
vertretender Chef der Geheimpolizei, wird in Paris ermordet. Der 
Verdacht der That fällt auf einen Nihilisten Padlewski, der glück- 
lich entkommt. 
Dezember. Dem Reichsrat werden Projekte vorgelegt, be- 
treffend die Aufhebung der Landesverfassung in den ÖOÖstseepro-= 
vinzen und die Umformung dieser Provinzen in zwei Gouver- 
nements Riga und Reval. 
Dezember. In den Generalgouvernements Warschau und 
Wilna wird eine Anzahl katholischer Kirchen durch Regierungs- 
beamte geschlossen. 
Finnland. 
15. Januar. Ein Ausschuß aus höheren russischen und 
finnländischen Beamten tritt auf Befehl des Kaisers zusammen, 
um über Aufhebung der Sonderstellung Finnlands im Geld--, 
Zoll= und Verkehrswesen zu beraten. 
Mai. Eine Deputation hoher finnländischer Be- 
amter begibt sich nach Petersburg, um den Kaiser persönlich um 
Aufrechterhaltung der finnischen verfassungsmäßigen Sonderrechte 
Finnlands zu bitten, wird aber von dem Kaiser nicht empfangen. 
Juni. Das Postwesen wird russifiziert. 
Juni. Der stets eifrig für die Selbständigkeit Finnlands 
eingetretene Finanzchef. Senator Mechelin, wird gezwungen, 
um seine Entlassung einzukommen. Trotz einer Gesamtpetition des
	        
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