Bulgarien. (Febr. 22. — Mai.) 293
Ein Rustschuker Weinhändler, Kalapkow, ein ehemaliger russischer
Offizier, sei verhaftet worden. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung seien
Papiere vorgefunden worden, aus denen hervorgehe, daß Kalapkow mit dem
Dragoman der russischen Gesandtschaft in Bukarest Beziehungen hatte.
Kalapkow habe auch seit langem ununterbrochen mit Panitza in Verbin-
dung gestanden.
22. Februar. Der Ministerrat beschließt, den von Rußland
eingeforderten Schuldbetrag zum Tageskurse an Baron Wangen-
heim auszuzahlen.
Anfang März. Vulkowitsch wird nach Konstantinopel
gesandt mit einem nichtamtlichen Schreiben Stambulows an den
Großwessier, worin die Frage gestellt wird, ob die Pforte nicht
den Zeitpunkt als gekommen erachte, die bulgarische Frage durch
Anerkennung des Prinzen Ferdinand als Fürsten abzu-
schließen. Das Schreiben hebt hervor, daß die Pforte und Ruß-
land die Gesetzlichleit des Rechtszustandes anerkennen, so oft es sich
um Entgegennahme bulgarischer Zahlungen handelt, um sodann bis
zur nächsten Zahlungsfrist die Anerkennung wieder zu verweigern.
Dieser Zustand müsse im allgemeinen Interesse beendet werden.
4. März. Bulkowitsch trifft aus Konstantinopel ein und
überbringt Mitteilungen über die Aufnahme des bulgarischen An-
erkennungswunsches seitens der Pforte, welche eine günstige Deu-
tung zulassen.
20. März. Der deutsche Vertreter, Frhr. v. Wangenheim,
benachrichtigt die bulgarische Regierung, daß die russische Regierung
die bulgarische Rechnung betreffs der rückständigen Okkupations-
raten für richtig befunden habe. Der Betrag sei auf Rechnung
der russischen Regierung bei der niederländischen Bank zu erlegen.
Herr v. Wangenheim werde der bulgarischen Nationalbank Quittung
ausstellen.
Die Zahlungen an die russische Regierung werden
begonnen.
3. Mai. Auf Veranlassung der serbischen Regierung werden
an der bulgarischen Grenze eine größere Anzahl bulgarischer
Emigranten verhaftet, welche einen Aufstand in Bulgarien vor-
bereiteten.
Mai. Der Prozeß gegen Paniza wird verhandelt; Mit-
angeklagt sind: 10 Offiziere in Disponibilität, ein Sophiaer Bürger
und der russische Unterthan Reserve-Offizier Kolobkow. Dieselben
werden sämtlich eines Komplots gegen die Person des Prinzen und