88 Haoes denische Reich und seine rinzelnen Glieder. (Mai 25.—29.)
an Mannschaften wollen wir dem inneren Gehalt der Armee und der wei-
teren Entwickelung der einzelnen Waffen hinzufügen.
Wir können auch aus Mangel an Ausbildungspersonal nur sehr
schrittweise vorgehen, so daß wir auf längere Zeit hinaus abschnittsweise
vorgehen würden, zuerst etwas schneller, um den Vorsprung der anderen ein
wenig auszugleichen; später kann nur in dem Prozentsatze fortgefahren wer-
den, den die Zunahme der Bevölkerung ergibt.
Einzelheiten und Perioden kann ich nicht angeben, es ist eine Grund-
lage, bei welcher jede Etappe mit Ihnen vereinbart werden muß, wenn die
Angelegenheit an Sie herantritt; eine Grundlage, die noch gar keine feste
Gestalt erhalten, bei welcher vor allem den verbündeten Regierungen noch
gar keine Gelegenheit gegeben worden ist, Stellung dazu zu nehmen.
Jedenfalls binden Sie sich bei der jetzigen Vorlage noch in keiner
Weise. Stellung zu der Sache kann nur genommen werden, wenn ein fer-
tiges Projekt dasteht."“
Im weiteren Verfolg der Debatte erklärte derselbe:
„Daß wir mit diesen 18,000 Mann nur einen ersten Schritt machen,
geht schon aus der Begründung hervor. Bei dieser Forderung von 6000
Rekruten mehr können wir unmöglich den Vorsprung decken, den Frankreich
bereits im Augenblicke hat. Wir werden also mehr fordern müssen, in welchen
Etappen läßt sich zur Zeit nicht bestimmen. Endlich, daß man sich über die
Tragweite der militärischen Projekte falsche Vorstellungen mache. Man wolle
die Konsequenzen aus dem Scharnhorst'schen Gedanken der allgemeinen Wehr-
pflicht nur so weit ziehen, als die Machtverhältnisse der Nationen sich ver-
schoben hätten. An die ungeheure Präsenz, von der man jetzt spreche, sei
auf ein Menschenalter hinaus nicht zu denken. Daß vollends alle Ersatz-
Reservisten voll ausgebildet würden, beabsichtige niemand.“
25. Mai. Zum Präsidenten der Reichsbank wird Dr.
Koch ernannt.
26. Mai. (Potsdam.) Der Kaiser richtet folgendes Hand-
schreiben an den Berliner Magistrat:
„Aus der Immediatvorstellung vom 8. Mai 1889 habe Ich ersehen,
daß der Magistrat den Wunsch hat, Sr. Majestät dem hochseligen Kaiser
und König Friedrich im Zusammenhange mit dem Umbau der Friedrichs-
brücke aus Mitteln der Berliner Bürgerschaft ein Denkmal errichten zu
dürfen. Es hat Meinem Herzen wohlgethan, aus dieser Kundgebung von
neuem zu entnehmen, welche Treue und Anhänglichkeit Meine Haupt= und
Residenzstadt Berlin dem unvergeßlichen Monarchen widmet. Ich spreche
deshalb allen denen, welche diesen Plan gefaßt und gefördert haben, Meinen
königlichen Dank und Meine volle Anerkennung aus. Gleichwohl vermag
Ich zur Ausführung desselben Meine Genehmigung nicht zu erteilen; denn
Ich kann Mir nicht versagen, Meinem in Gott ruhenden Herrn Vater und
Vorgänger in der Regierung in der Hauptstadt des Reichs selbst ein Denk-
mal zu errichten Ich habe Meine Minister der öffentlichen Arbeiten und
der geistlichen pp. Angelegenheiten mit den erforderlichen Einleitungen be-
auftragt.
29. Mai. Der „Reichsanzeiger“ teilt mit, daß der Arbeits-
minister die königlichen Eisenbahndirektionen beauftragt habe,
geeignete Maßnahmen zu treffen, daß kontraktbrüchig gewordene
ländliche Arbeiter fortan nicht bei Eisenbahnbauten beschäftigt wer-