Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achter Jahrgang. 1892. (33)

226 Hie Gesterreichisch-Augarische Menarchie. (Mai 17.—27.) 
haben, daß die Geldverhältnisse stabilisiert werden. Der Minister verweist 
auf die Verhandlungen über die freie Silberprägung in den Unionsstaaten 
von Nordamerika. Es sei Pflicht Oesterreich-Ungarns, den Wirkungen der 
eventuellen Freigebung der Silberprägung vorzubeugen. Bezüglich des wei- 
teren Ganges der Valutaregelung verweist Redner auf die Bestimmungen 
des Vertragsentwurfes mit Ungarn, sowie des Gesetzes über die Goldbeschaf- 
fung. Der Minister schließt: Es kann mir nicht einfallen, auf der Mitte 
des Weges stehen zu bleiben; es muß schließlich zur Barzahlung gelangt 
werden. Deshalb sind gesetzliche Fristen für die Vornahme bestimmter 
Handlungen bedenklich und fördern nur die Spekulation. Auch muß die 
Möglichkeit geboten sein, für jeden einzelnen Schritt den richtigen Moment 
zu wählen. Er empfiehlt die Prüfung der Vorlagen zum Besten des Vater- 
kandes. (Lebhafter Beifall.) 
17. Mai. General Klapka f. 
Ueber die Leichenfeier entstehen Konflikte. Seitens der Unabhängig- 
keitspartei wurde im Abgeordnetenhause beantragt, die Bestattung auf Staats- 
kosten und mit militärischen Ehren vorzunehmen und ein Grabdenkmal zu 
errichten. Der Ministerpräsident erklärt sich gegen diese Anträge. Nachdem 
die Nationalpartei sich den Anträgen der Unabhängigkeitspartei angeschlossen 
hat, wird über dieselben mit 94 gegen 83 Stimmen unter stark tumul- 
tuarischen Szenen zur Tagesordnung übergegangen. 
Hinter dem Sarge folgen Ministerpräsident Graf Szapäry und die 
anderen Minister, der Präsident des Abgeordnetenhauses und zahlreiche Ab- 
geordnete, Veteranen, die Studenten in corpore und die Spitzen der Muni- 
zipalbehörden. 
25. Mai. Abgeordnetenhaus. Schluß der ersten Lesung der 
Valutavorlagen. 
Der Abgeordnete Sueß erklärt sich als Gegner der Goldwährung 
und schlägt vor, nicht früher Beschlüsse zu fassen, als bis das notwendige 
Gold herbeigeschafft sei. Man solle ferner die Regierung bevollmächtigen, 
Gold anzukaufen, die Silberprägung binden, sowie die Relation gegenwärtig 
nicht festsetzen. Der Finanzminister führt darauf aus, ein weiteres Ab- 
warten könnte die größten Gefahren herbeiführen. Die Schwierigkeit liege 
in Amerika, wo es sich nicht nur um Intriguen der Silberbarone, sondern 
um weittragende soziale Fragen handele. Die Regierung müsse aufs Aller- 
entschiedenste auf der Festsetzung der Relation bestehen. Bezüglich der 
Silbermünzen der Kronenwährung deute das Gesetz an, daß außer den da- 
selbst genannten noch andere schwere Silberkronenmünzen in Aussicht ge- 
nommen seien. Wenn auch nicht der mindeste Grund vorhanden sei, krie- 
gerische Zeiten zu befürchten, so müsse der Minister doch darauf hinweisen, 
daß im Kriegsfalle die Frage der Wertsteigerung des Goldes bedeutungslos 
wäre, denn das Aufsgebot nicht nur an kriegerischen, sondern auch an finan- 
ziellen Mitteln werde ein so großes sein, daß derzeit gar kein Staat existiere, 
welcher sich ein genaueres Bild davon machen könne, wie sich seine finan- 
ziellen Verhältnisse im Kriegsfalle gestalten würden. Der Abgeordnete 
Jaworsky beantragt darauf, die Vorlage einem 48gliedrigen, aus dem 
ganzen Hause zu wählenden Spezialausschusse zu überweisen. Plener bean- 
tragt, den Budgetaueschuß zu diesem Zwecke um zwölf aus allen Parteien 
gewählte Mitglieder zu verstärken, da der Budgetausschuß sich mit der Frage 
bereits beschäftigt habe. Der Antrag Jaworski wird darauf angenommen. 
27. Mai. (Prag.) Die Regierung verbietet die korporative 
Beteiligung tschechischer Turnvereine an der Feier zu Nanch. 
 
	        
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