268 Frankreich. (Juni 9.—22.)
friedlichen Einigkeit Platz machen Dieser Ausdruck unserer Ge-
sinnungen muß hier in dieser Stadt Bar le Duc, in diesem lothringischen
Lande, einen außergewöhnlichen Charakter patriotischer Aufrichtigkeit an-
nehmen. Mir scheint, daß wir Frankreich noch viel mehr lieben, wir,
denen Frankreich eine Ehrenmission, eine geheiligte Mission, die Wache an
der Grenze anvertraut. Wir wünschen die Aufrechterhaltung des Friedens,
Herr Präsident, wie Frankreich es wünscht, wie Sie selbst es wünschen,
aber wir fürchten uns nicht vor dem Kriege. Ich bin stolz darauf, es
Ihnen zu sagen, ich, Bischof von Verdun, der ich selbst ein wenig Soldat
bin, seitdem ich in täglicher Berührung mit unseren tapferen Soldaten lebe,
und wenn jemals die Stunde schlagen sollte, die Stunde der höchsten Ge-
fahren, so werden Sie den Bischof und seine Priester sich unter die Sol-
daten mischen und mit denselben in Tapferkeit wetteifern sehen. Nach der
Schlacht, ich will sagen nach den Siegen, werden Sie, unser Chef, da Sie
der Chef Frankreichs sind, uns sagen: Bischof, Priester, Soldaten, ich bin
mit Euch zufrieden."“
Der Präsident hält in Nancy eine patriotische Rede.
Der Tscheche Podlipny schließt seine Rede mit den Worten:
„Tief bewegt reichen wir Ihnen die Hände hier, nahe an jener
Grenzscheide, welche durch die unglückliche Fügung einer brutalen Macht
entstand. Unfre Feinde sind auch die eneren, euere Feinde die unsern;
unfre Empfindungen und Wünsche die gleichen. Keine Gewalt, keine Macht
kann uns trennen. Es lebe Frankreich!“
Unerwartet erscheint bei dem Fest auch, aus einem franzöfi-
schen Bade kommend, der russische Großfürst Konstantin und wird
mit ungeheurem Jubel begrüßt.
9. Juni. Die größere Hälfte der royalistischen Rechte in der
Kammer erläßt, im Einverständnis mit dem Grafen von Paris,
eine Erklärung, worin sie an ihren monarchistischen Prinzipien
festhält. Graf de Mun und andere schließen sich der Republik an.
14. Juni. Der Papst richtet ein neues Schreiben an die
Katholiken als Antwort auf den Protest der Monarchisten. Das
Schreiben wird durch den Kardinal Rampolla und den Nuntius
den Führern der katholischen Partei offiziell mitgeteilt, um weitere
Polemiken abzuschneiden.
22. Juni. Brief des Papstes an den Bischof von Grenoble.
In demselben spricht sich der Papst mißbilligend über die Katho-
liken aus, welche sich gegen die Führung des Hauptes der Kirche
unter dem Vorwande auflehnen, daß es sich dabei um Politik
handle. Der Papst hält sein bisheriges Vorgehen in allen Stücken
und im ganzen Umfange aufrecht und erklärt weiter: Wir beab-
sichtigen nicht, Politik zu treiben, aber wenn die Politik mit den
religiösen Interessen verknüpft ist, wie gegenwärtig in Frankreich,
so liegt es dem Oberhaupte der Kirche ob, ein Verhalten zu be-
stimmen, welches greignet ist, die religiösen Interessen zu schützen.