280 Italien. (Mai 30. — November 20.)
infolge des vorgestrigen Votums der Kammer dem Könige ihre
Demission angeboten, welche der König aber zurückgewiesen habe.
Giolitti fordert darauf die dringliche Beratung einiger Gesetze und
einen provisorischen Etat für 6 Monate. Diese Mitteilung ist der
Ankündigung der Kammerauflösung gleich zu achten.
30. Mai. Die Deputiertenkammer nimmt den italienisch-
schweizerischen Handelsvertrag an.
9. Juni. (Venedig.) Die Generalakte der in Venedig abge-
haltenen internationalen Sanitätskonferenz wird unterzeichnet. Sie
enthält folgende Abänderungen der früheren Vereinbarungen: Die
Verpflichtung zur Zurückbehaltung als gesund erkannter Passagiere
im Ouarantänelazarett fällt weg. Die Desinfektion und Zurück-
behaltung infizierter Schiffe wird auf das durchaus Notwendige
beschränkt. Noch größere Erleichterungen werden den Schiffen,
welche Aerzte an Bord haben, gewährt. — Oesterreich-Ungarn wird
den interessierten Mächten die Abänderungen mitteilen.
11. Juni. Die Deputiertenkammer nimmt den Antrag der
Regierung, nach welchem die Dauer des provisorischen Budgets bis
Ende Dezember festzusetzen sei, in geheimer Abstimmung mit 261
gegen 189 Stimmen und das Budgetprovisorium im ganzen gleich-
falls in geheimer Abstimmung mit 256 gegen 72 Stimmen an. Die
äußerste Linke erklärt sich ausdrücklich für das Kabinett.
20.—24. Juni. Besuch des Königs und der Königin beim
deutschen Kaiser. Vgl. Deutschland.
8. September. Senator General Cialdini in Livorno f.
8.—14. September. Kolumbusfeier. In Genua werden in
glänzender Weise Festlichkeiten veranstaltet.
Der König und die Königin sind dazu anwesend. Frankreich ent-
sendet dazu ein großes Geschwader, Deutschland ist nur mit einem Schiffe
vertreten. Der französische Befehlshaber Rieunier wird mit großen Aus-
zeichnungen geehrt, König Humbert richtet, den Zeitungen zufolge, überaus
freundliche Worte an ihn.
12. Oktober. Das Dekret, das die Auflösung der Kammer
ausspricht, wird veröffentlicht.
6. November. Neuwahlen. Das Kabinett Giolitti er-
sicht einen großen Sieg. Die Führer der intransigenten Linken,
Imbriani und Caralotti unterliegen, diejenigen Radikalen, die sich
der Regierung angeschlossen haben, wie Bergilai, behaupten ihre
Sitze. Die Rechte bleibt in einer Minorität von geringer Stärke.
20. November. (Palermo.) Zu Ehren des vormaligen Mi-