Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achter Jahrgang. 1892. (33)

282 Bie Rämische Kurie. (Januar 5.—Ende Juni.) 
und Verminderung des stehenden Heeres, da kleine Armeekorps als starke 
Kerne der regionalen Milizen für Verteidigungszwecke ausreichen und Italien 
nie einen Angriff oder eine Eroberung beabsichtige. Crispi will eine end- 
gültige Reform der Kirchengesetzgebung; er will stärkere Schutzwaffen des 
Staates gegen Uebergriffe, Mißbräuche und Wühlereien des staatsfeindlichen 
Klerikalismus, der herausfordernder als jemals auftrete. Nach seiner An- 
sicht hat Italien, welchem der Dreibund die nachteilige Handelsfeindschaft 
Frankreichs eingebracht, bei den Handelsverträgen mit den Zentralmächten 
den kürzeren gezogen. Das Ministerium Rudini hätte dies bei Erneuerung 
des Dreibundes verhüten müssen. 
22. Dezember. Die Kammer ratihabiert die provisorischen 
Finanz-Verfügungen, die die Regierung getroffen, verlängert das 
Budget-Provisorium und vertagt sich. 
–.xx — — — 
VIII. 
Die Römische Kurie. 
5. Januar. Schreiben an den Erzbischof von Paris; s. 
Frankreich. 
14. Januar. (Rom.) Kardinal Simeoni, der Generalpräfekt 
der Propaganda f. 
16. Februar. Enzyklika; vgl. Frankreich. 
23. Februar. (Rom.) Kardinal Mermillod f. 
6. Mai. Sendschreiben an die französischen Kardinäle; s. 
Frankreich. 
14. Juni. Schreiben des Papstes an die Katholiken s. Frankreich. 
22. Juni. Brief an den Bischof von Grenoble s. Frankreich. 
Mitte und Ende Juni. Das pähstliche Hofblatt, der „Osser- 
vatore Romano“, schreibt: 
Es sei eine „abgestandene und sophistische Unterscheidung", wenn die 
französischen Royalisten erklären, in Sachen des Glaubens dem Papste 
folgen, in Sachen der inneren Polikik der Nation volle Freiheit der An- 
schauung haben zu wollen. „Das ist wohl ein unwiderlegliches und un- 
zerstörbares Argument für jemand, der überhaupt zum Gehorchen wenig 
geneigt, erst in politischen Dingen nicht gehorcht und dann, ohne es zu 
merken, dazu den Gehorsam in Sachen des Glaubens und der Religion 
hinzufügt. Die Politik ist die Anwendung der Moral auf die soziale 
Thätigkeit der Regierungen und auf das öffentliche Leben der Völker. Nun 
ist der Papst der unfehlbare Lehrer sowohl des Glanbens als. der Moral; 
daraus folgt, daß er der ständige Richter für den einen wie die andere ist, 
insoweit die praktische Anwendung der Moral sowohl bezüglich der Einzelnen 
wie der Bölker die Vorschriften, Interessen und Rechte des Glaubens nicht 
verletzen, nicht gegen sie verstoßen soll. Sonach ist es klar und zweifellos:
	        
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