288 Schneiz. (Mitte Oktober—Dezember 27.)
Mitte Oktober. Die revidierte Verfassung des Kantons Frei-
burg wird bei der Volksabstimmung mit 17,500 Stimmen an-
genommen. 10,500 Bürger enthielten sich der Abstimmung.
10. November. (Genf.) Der Bahnhofinspektor der Linie
Paris-Lyon-Mittelmeer, Bernoud, ein Schweizer, bekommt durch
den französischen Bautenminister seine Entlassung, ohne daß das
Genfer Komite des Verwaltungsrats befragt wird. Als Grund
wird angegeben, daß B. einer französischen Demonstration entgegen-
getreten sei.
17. November. (Bern.) Der sozialdemokratische Redakteur
Steck, in den Berner Großen Rat gewählt, soll vereidigt werden,
erklärt jedoch, seine religiöse Ueberzeugung gestatte ihm nicht, den
Eid zu leisten, er könne nur ein Gelübde ablegen. Der Rat ent-
scheidet sich nach längerer Beratung mit 134 gegen 40 Stimmen
gegen die Zulässigkeit eines bloßen Gelübdes. Steck erklärt, er
werde bei der Bundesbehörde Schutz suchen.
9. Dezember. (Bern.) Der Nationalrat genehmigt einstimmig
mit 104 Stimmen das Handelsabkommen mit Frankreich unter der
Bedingung, daß eine Ermäßigung des französischen Minimaltarifs
in gleicher Weise zugestanden werde. Der Bundesrat Droz erklärt,
das gegenwärtige Provisorium werde unter keiner Bedingung über
Neujahr hinaus dauern.
14. Dezember. (Bern.) Der Ständerat beschließt nach drei-
tägiger Diskussion mit 22 gegen 19 Stimmen, in die Beratung
der Vorlage des Bundesrates, betreffend die Einführung des Zünd-
hölzchenmonopols, einzutreten. Hierauf wird die Vorlage mit 21
gegen 17 Stimmen angenommen.
15. Dezember. (Bern.) Die vereinigte Bundesversammlung
wählt den Nationalrat Lachanal (Genf) an Stelle von Droz zum
Mitgliede des Bundesrates. Zum Bundespräfidenten für das Jahr
1893 wird Dr. Schenk (Bern), zum Vizepräsidenten des Bundes-
rates Frey (Basel-Land) gewählt.
24. Dezember. Ablehnung des schweizerisch-französischen Han-
delsvertrags in der französischen Deputiertenkammer; vgl. Frankreich.
27. Dezember. (Bern.) Der Bundesrat beschließt, von Neu-
jahr ab gegenüber Frankreich den Generaltarif mit Erhöhung einer
Anzahl Tarifsätze in Anwendung zu bringen.
Starke Bewegung in der ganzen eidgenössischen Bevölkerung,
den Zollkrieg gegen Frankreich mit Energie durchzufechten.