Rußland. (November 12.—Ende.) 303
12.—13. November. Der Thronfolger hält sich zum Besuch
am österreichischen Hofe auf.
16. November. Der „Swet“ veröffentlicht einen Artikel über
den Inhalt eines russisch-französischen Bündnisses, der folgender-
maßen schließt:
Ein Vertrag zwischen Rußland und Frankreich und namentlich ein
geschriebener, öffentlicher, allen bekannter Vertrag ist nicht nur beiden
Staaten unerläßlich, sondern ohne ihn wird die Abkühlung des Volkes für
eine Sache, welche mit einem Vertrage eine große werden kann, fortschreiten.
Schon Napoleon I. sagte: „Bei einem Bündnis zwischen Rußland und
Frankreich ist die Welt in der Hand dieser beiden Staaten.“ Das, was
in dem Munde des Genies zu Anfang des Jahrhunderts wahr war, ist es
auch am Schlusse desselben. Aber notwendig ist Entschiedenheit, ist offener
Ausdruck des Willens, offene Erklärung der Wünsche und die möglichste
gegenseitige Hilfe zur Erreichung der nationalen Aspirationen der Bundes-
genossen. Mag Frankreich wieder das ganze linke Rheinufer gehören, mögen
seine nächsten Nachbarn unter seine Hegemonie kommen, möge Süd-Deutsch-
land wieder ein selbständiges Leben erhalten, aber man helfe auch Rußland
an den Ufern der Donau und am Bosporus. Dann wird alles anders
werden und die Formen des europäischen Lebens werden diejenige Gestalt
annehmen, welche dem lebendigen Organismus zukommt.“
Ende November. Ernennung des Generals v. Werder zum
deutschen Botschafter in Petersburg; vgl. Deutschland.