84 Paos Veutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (April 2.—5.)
prinzipielle Opposition bloß um das Ministerium zu stürzen, fährt
aber dann fort:
„Andererseits aber haben wir gesagt, ist natürlich dennoch die Behand-
lung, die wir durch die Regierung erfahren, und die Haltung der letzteren
gegenüber den besonders uns am Herzen liegenden Forderungen durchaus
nicht ohne Einwirkung auf die Behandlung und Haltung des Zentrums
gegenüber der Regierung. Eine überaus große Zahl der Vorlagen der Re-
gierung und ihrer finanziellen Forderungen sind derart, daß man sie nicht
zu bewilligen braucht, nach seinen Grundsätzen sie nicht abzulehnen braucht.
“7 das Feld, wo eine schlecht behandelte Partei zeigen kann, daß sie
a at.“
2. April. Der Direktor im Reichs-Justizamt, Wirkl. Geheim-
rat Hanauer wird zum Staatssekretär des Reichs-Justizamts
ernannt.
Anf. April. Die sämtlichen Abgeordneten beider Kammern
des sächsischen Landtages — mit Ausnahme derjenigen, welchen
ihre Stellung verbietet, politischen Parteikundgebungen sich anzu-
schließen, wie die Prinzen des kgl. Hauses, der Bischof 2c., und
ferner mit Ausnahme der der Zweiten Kammer angehörenden
Sozialdemokraten — veröffentlichen für das Zusammengehen
der staatserhaltenden Parteien eine Erklärung. Dieselbe
trägt 103 Unterschriften von den 127 Mitgliedern beider Kammern
und lautet:
„Im Interesse des öffentlichen Wohles erscheint ein Zusammengehen
der staatserhaltenden Parteien, wie dasselbe im Landtage besteht und stets
sich bewährt hat, auch in der zwischen den Landtagssessionen innenliegenden
Zeit dringend geboten.“
Aus dieser Erwägung erklären die unterzeichneten Mitglieder beider
Ständekammern, daß sie nach wie vor gewillt sind, für Sicherung eines Zu-
sammengehens bei öffentlichen Wahlen einzutreten.
Die Herren Kammerherr Freiherr v. Friesen auf Rötha, Geh. Kom-
merzienrat Niethammer in Kriebstein und Generaldirektor a. D. Grahl in
Dresden haben sich bereit erklärt, diesen Beschluß zur weiteren Ausführung
zu bringen.“
5. April. (Dresden.) Der sächsische Landtag wird vom König
mit folgender Thronrede geschlossen:
Meine Herren Stände! Sie sind nunmehr zum Schlusse einer langen
und arbeitsvollen Landtagssession gelangt und stehen im Begriff, wieder an
Ihren häuslichen Herd zurückzukehren.
Es gereicht Mir zur Befriedigung, daß Sie durch Ihre angestrengte
Thätigkeit Mir die Möglichkeit gegeben haben, Sie vor Ihrem Scheiden
ugh einmal um Mich zu versammeln und Selbst von Ihnen Abschied zu
nehmen.
Mit vollster Hingebung und in unausgesetzt auf die Förderung des
Wohles und die Entwickelung des Landes gerichtetem Streben haben Sie
die Ihnen von meiner Regierung zugegangenen Vorlagen zur Erledigung
gebracht.