Das Denisqhe Reich und seine einzelnen Glieder. (April 23. —27.) 91
Abgeordnetenkammer genehmigt die im Nachtragsetat geforderte
Aufbesserung der Staatsbeamten-Gehälter, und zwar in Höhe von
2,487,000 Mark Jahreszulagen, bewilligt damit 187,000 Mark
jährlich mehr als die Regierung gefordert hatte.
23. April. Die „Kreuzzeitung“ und die „Germania“ lehnen
mit Entschiedenheit den Gedanken eines bloßen Schuldotationsgesetzes
ab. Erstere schreibt:
„Die Einbringung eines Schuldotationsgesetzes ist, wie wir wieder-
holt nachgewiesen, nach dem, was wir soeben beim Volksschulgesetz erlebt,
ohne die großen Prinzipienfragen zur Entscheidung zu bringen, an sich nicht
mehr möglich. Eine Verbindung einer solchen Vorlage mit der Steuerreform
müßte notwendigerweise auch dieser verhängnisvoll werden.
24. April. (Nürnberg.) Landesversammlung der bayeri-
schen Freisinnigen. Reichstagsabgeordneter Frhr. v. Stauffen-
berg berührt in längerer Rede die Militärfrage und äußert
hierbei:
Die zweijährige Dienstzeit sei eine Errungenschaft, für welche wohl
Opfer gebracht werden könnten, aber nicht derartige; übrigens habe auch
Verdy die Kosten nur auf 19 Millionen berechnet. Ins Ungemessene dafür
Opfer zu bringen, sei unmöglich, einmal aus finanziellen Rücksichten, dann
aus den neuen Lasten, die dem Volke, allerdings unter Erleichterung eines
größeren Teiles, auferlegt werden würden.
Zum Schlusse seiner Rede sagt er:
„Stehen wir fest zusammen im Kampfe mit allen jenen, die mit uns
gehen wollen; dann können wir sicher hoffen, daß, wie wir unseren Teil
zum Bau des Deutschen Reiches beigetragen haben, wir auch unserer Pflicht
und unserer Aufgabe bei dem freiheitlichen Ausbau des Deutschen Reiches
genügen werden.“
24.—25. April. Aufenthalt des Kaisers in Saarbrücken.
25.-April. Reichskanzler v. Caprivi reist zum Kur-
gebrauch nach Karlsbad.
26. April. Die Königin von England trifft zum Besuch
am Hofe in Darmstadt ein.
27. April. Die konservative Fraktion des Abgeordnetenhauses
faßt folgenden Beschluß:
In Erwägung, daß Herr v. Helldorf-Bedra in seiner öffentlichen
Erklärung vom 4. April 1892 erklärt hat, daß das „Kons. Wochenblatt"
unter seiner Oberleitung geschrieben werde, in fernerer Erwägung, daß in
diesem Wochenblatte demnächst wiederholt Artikel erschienen sind, welche offen
den Zweck verfolgen, eine Spaltung innerhalb der konservativen Partei her-
beizuführen, in weiterer Erwägung, daß ein solches Vorgehen unverträglich
erscheint mit der leitenden Stellung, welche Herr v. Helldorf im Elfer-Aus-
schuß, d. h. der Gesamt-Vertretung der konservativen Partei, einnimmt,
billigt die konservative Fraktion des Abgeordnetenhauses die Schritte, welche
ihre Delegierten im Elfer-Ausschuß behufs einer anderweiten Zusammen-
setzung der geschäftsführenden Leitung dieses Ausschusses gethan haben.