Die Oesterreichisch-Augarische Monarchie. (Juni 3.) 183
babei dieselben seien so intim und fest, wie jemals und würden dies auch
eiben.
Dem Ausspruch des Kaisers, daß die Beziehungen zu allen Mächten
sehr freundschaftlich seien, lägen keine besonderen Ereignisse zu Grunde.
Das Gefühl der Sicherheit und die Hoffnung auf Erhaltung des Friedens
stärkten sich; es sei in dieser Beziehung seit einiger Zeit eine gewisse sehr
erfreuliche Progression bemerkbar.
Der Minister machte darauf aufmerksam, daß die Ansprache des Kai-
sers einen zweiten Teil gehabt habe, in welchem festgestellt werde, die Re-
gierung erachte nach wie vor die Sorge für die stete Entwickelung der Wehr-
fähigkeit und der Schlagfertigkeit des Heeres für ihre Pflicht. Nicht in
den politischen Intentionen der einzelnen Mächte, wohl aber in der ganzen
militärischen Situation liege eine gewisse Gefahr, welche jedoch, wie dies
schon jetzt erfreulicherweise der Fall sei, durch die guten Beziehungen zwi-
schen den Monarchen und den Regierungen sich allmählich vermindere und
schließlich wohl ganz beseitigt werden solle.
Der Minister erinnerte sodann daran, daß auch in früheren An-
sprachen der Balkanstaaten nur ausnahmsweise Erwähnung geschehen sei,
als die Dinge in Bulgarien eine bedrohliche Wendung nahmen und in der
öffentlichen Meinung auch in Oesterreich-Ungarn sich vielfache Besorgnisse
kundgaben. Jetzt sei die Lage auch in dieser Richtung geklärt und es sei
daher zu einer besonderen Erwähnung kein Anlaß gegeben.
In Bezug auf Italien stimme er den Ansichten des Referenten voll-
kommen zu; es gebe überall Minoritäten mit besonderen Wünschen. Die
Hauptsache sei, daß die weitaus überwiegende Mehrheit der italienischen
Nation sich bei jeder Gelegenheit für die Friedenspolitik ausspreche.
Die jüngsten Ereignisse in Serbien seien so ruhig verlaufen und
vom Lande so rückhaltlos acceptiert worden, daß von einer Revolution eigent-
lich nicht die Rede sein könne; die Großjährigkeit des Königs sei einfach
um kurze Zeit vorgerückt worden. Graf Kalnoky erklärte sodann, er hoffe
auf eine weitere ruhige Fortentwickelung der Dinge in Serbien und auf
eine glückliche Regierung des jungen Königs. Oesterreich-Ungarn mache in
Serbien keine Politik und wünsche hauptsächlich entgegenkommende, freund-
schaftliche Beziehungen der serbischen Regierungsorgane zu Oesterreich- Ungarn
und einen freundnachbarlichen Verkehr der beiderseitigen Bevölkerung. In
dieser Beziehung hätten sich die Dinge unter der letzten Regierung viel ge-
bessert und auch von der gegenwärtigen Regierung seien die besten Ver-
sicherungen gegeben. Da sich in der allgemeinen Situation in den letzten
Monaten nichts geändert habe, so erachte er es nicht für erforderlich, die
einzelnen Mächte besonders zu erwähnen.
Da jedoch ein Delegierter speziell Rußlands gedacht habe, so glaube
er versichern zu können, daß sowohl bei dem Kaiser Alexander III. wie bei
dessen Regierung nur günstige Dispositionen gegenüber Oesterreich-Ungarn
vorherrschten, und es könne nur erfreulich sein, wenn die schon früher guten
Beziehungen zu Rußland sich noch weiter verbessern. Dies werde allmählich
eines der gewichtigsten Motive dafür werden, daß die militärische Spannung
in Europa aufhöre, die Anspannung der Wehrmacht aller Staaten ein Ende
erreiche und normale Zustände eintreten, welche Oesterreich-Ungarn, das nur
eine Politik des Friedens verfolge, als sein Ziel betrachte.
Bis dahin gehe Oesterreich-Ungarn mit pflichtgemäßer Vorsicht für
seine Wehrfähigkeit, aber zugleich auch mit Rücksicht auf seine Finanzen:
vor; namentlich sei das Kriegsministerium bestrebt, für die bewilligten
Summen etwas Bleibendes zu schaffen, was sich unter allen Umständen für
die Armee nützlich erweisen werde.