Bie Gesterreichistz-Augariscze Moenartzie. (Juli 20.— August 17.) 187
20. Juli. Verbot der Ausfuhr von Futtermitteln.
20. Juli. (Ischl.) Enthüllung eines Denkmals für den ehe-
maligen Unterrichtsminister Leopold v. Hasner. Die Regierung
bleibt bei der Feier unvertreten.
22. Juli. (Wien.) Kriegsminister Bauer f.
23./24. Juli. Große Rumänen-Konferenz in Hermannstadt.
Die Resolution billigt das im vorigen Jahre der Kabinettskanzlei
vorgelegte Memorandum in allen Teilen, erklärt, die kirchenpolitischen Re-
formen seien durch kein Staatsinteresse gerechtfertigt und spricht den Wunsch
aus, zur Durchführung des Programms mit der nichtungarischen Bevöl-
kerung Ungarns Hand in Hand zu arbeiten.
Anfang August. Ein Rundschreiben des ungarischen Mini-
sters v. Hieronymi macht bekannt, das der mag yarischen Sprache
in der Armeeverwaltung sehr große neue Rechte eingeräumt find.
10. August. Die Leitung des österreichisch-ungarischen Reichs-
kriegsministeriums wird dem Feldzeugmeister Frhrn. v. Merkl
übertragen.
Mitte August. Der frühere Ministerial-Sekretär im öster-
reichisch-ungarischen Ministerium des Außern, Rimler, veröffent-
licht „Enthüllungen“ über Verhandlungen, welche er zwischen der
ungarischen Unabhängigkeitspartei und russischen diplomatischen
Kreisen geführt hat. Namentlich Hr. v. Polonyi erscheint kompro-
mittiert. Die ungarische äußerste Linke stellt jede Gemeinschaft mit
Rimler in Abrede und die Presse Ungarns verwahrt sich dagegen.
17. August. Der Führer der deutschliberalen Partei, Abg.
Dr. v. Plener erstattet in der Egerer Handelskammer seinen
Rechenschaftsbericht.
Er bezeichnet die verlaufene Tagung als unfruchtbar. Die bevor-
stehende obligatorische Einführung der Kronenwährung bezeichnet er als
verfrüht, da es im Auslande einen schlechten Eindruck machen werde, wenn
die neue Währung auch nur als Papierwährung mit Agio ins Leben trete.
Ueberaus beklagenswert sei die Verschlimmerung der Verhältnisse in Böhmen,
die sich durch den Friedensbruch] im Prager Landtage noch mehr zugespitzt
haben. Bezüglich der Haltung der Partei gegenüber der Regierung in der
kommenden Tagung erklärte Plener, daß die Unzufriedenheit der Deutschen
unfehlbar zum Ausdruck kommen würde, weil durch die abermalige Ver-
schiebung des modus vivendi das politische Vertrauen völlig verloren sei.
Die Partei werde wieder einen allgemeinen Sprachenantrag einbringen, der,
da die Regierung die Regelung der Sprachenfrage in ihr Programm auf-
genommen hat, wohl deren Unterstützung finden werde. Plener sprach schließ-
lich die Ueberzeugung aus, daß nach einer Zeit des Schwankens und des
Mißtrauens die liberalen Grundsätze wieder zur Anerkennung kommen werden.
Das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Deutschen schlage immer festere
Wurzeln und die letzte große Bewegung zu Gunsten des Reichsvolksschul-
gesetzes beweise, daß die freiheitliche Gesinnung der Bevölkerung nicht erlahme.