Die Oefterreithisch-Angarische Monarchie. (Oktober 13.—19.) 193
lung der jüngst bekundeten feindseligen Tendenzen der Regierung gegen die
Interessen und den politischen Befitzstand der Bürger und des Bauernstandes
im allgemeinen, insbesondere des deutschen Volkes aus.
13. Oktober. (Pest.) Bei der Beratung der Petitionen be-
treffs der Kaiserantworten in Güns nimmt das Abgeordnetenhaus
den Antrag des Petitionsausschusses an, nach welchem die Petitionen
im Archiv hinterlegt werden. Alle Beschlußanträge werden ab-
gelehnt.
16. Oktober. (Wien.) Der Polenklub nimmt mit allen
gegen eine Stimme folgende Resolution an: „Ohne sich prinzipiell
der Idee einer Erweiterung des Wahlrechtes auf dem den auto-
nomistischen Anschauungen des Klubs entsprechenden Wege zu ver-
schließen, erklärt der Polenklub, daß er mit Rücksicht auf die staat-
lichen und politischen Interessen und die autonomistischen Grund-
sätze mit dem Inhalt der Regierungsvorlage, betreffend die Wahl-
reform, nicht einverstanden ist, und beauftragt den Obmann, diesen
Standpunkt bei der ersten Lesung im Hause zu vertreten."
19. Oktober. Der Präsident des Abgeordnetenhauses, Baron
Chlumecky, reist nach Budapest und wird dort vom Kaiser em-
pfangen.
Der polnische Landsmannminister Zaleski reicht seine De-
mission ein.
19. Oktober. (Wien.) Der Klub der vereinigten deutschen
Linken versendet folgendes Communiquê:
„Die vereinigte deutsche Linke erblickt in dem Wahlreformentwurfe
der Regierung eine schwere Bedrohung des politischen Besitzstandes des
Bürger= und Bauernstandes im allgemeinen und jenes des deutschen Volkes
insbesondere. Sie ist bereit den Arbeitern zunächst eine sofortige Vertretung
zu schaffen, sowie an einer allgemeinen Wahlreform mit Erweiterung des
Stimmrechtes überhaupt mitzuwirken, welche zugleich bei einer entsprechenden
Vermehrung der Abgeordnetenzahl für die berechtigten Interessen des städti-
schen und ländlichen Mittelstandes ausreichende Bürgschaften bietet. Die
Partei muß schon heute ihre Entrüstung über das Vorgehen der Regierung
aussprechen, welche vor wenig Monaten in ihrem Programme das Wort
gab, Veränderungen des nationalen Besitzstandes hintanzuhalten und nun-
mehr eine solche, alle nationalen und staatlichen Verhältnisse umwälzende
Wahlreform vorlegt, ohne, wie bei der Natur des Gegenstandes und nach
dem Beispiele der Geschichte der Wahlreformen in anderen Ländern die
parlamentarische Sitte und die politische Pflicht geboten hätten, die Stimmen
der parlamentarischen Parteien und der berufenen Volkskreise gehört zu
haben. Diese Kundgebung ist einstimmig angenommen worden.“
Ein von dem Klub der Konservativen einstimmig be-
schlossenes Communiqué besagt, der Klub sei zwar bereit, zur Aus-
bildung des aktiven Wahlrechts bei Wahrung der autonomistischen
Europ. Geschichtskalender. Bd. XXXIV. 13