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sagte, in der Panama-Angelegenheit seien Dinge vorgekommen, welche sich
wiederholen könnten, er frage, was man gethan habe, um Mißbräuche, wie
die Bestechung von Parlamentsmitgliedern, abzustellen. Die Lage sei nicht
geklärt, die bisher erreichten Ergebnisse der Untersuchung seien nicht ge-
nügend, um die öffentliche Meinung zu befriedigen. Man habe erklärt, ge-
wisse Praktiken seien für die Existenz der Regierung notwendig. Dies sei
ein Fehler, die Regierung bedürfe keiner Almosen oder Geschenke von den
Finanzleuten, es sei nicht notwendig, daß die Regierung die Verteilung ge-
wisser Summen überwache. (Beifall.) Cavaignac brachte schließlich nach-
stehende Tagesordnung ein: Die Kammer, bereit, die Regierung in der Unter-
drückung aller Bestechungshandlungen zu unterstützen, ist entschlossen, die
Wiederkehr regierungsseitiger Machenschaften zu verhindern, welche sie miß-
billigt, und geht zur Tagesordnung über. (Lebhafter Beifall.) Minister-
präsident Ribot erklärte hierauf, die Regierung habe ihre Pflicht gethan, so
peinlich ihr dieselbe auch gewesen. Die Gerechtigkeit habe sich in ihrer
Souveränität ausgesprochen. Die Regierung wünsche, wie Cavaignac, volles
Licht, um die durch die Gegner der Republik verbreiteten Legenden zu zer-
stören, sie habe nichts verabsäumt, um Gerechtigkeit zu üben und Licht zu
schaffen; wenn Arton den Nachforschungen entgangen sei, so liege dies nicht
an einem Versehen der Regierung. Wären die ausgesprengten Gerüchte nicht
lediglich Manöver, so würde man eine förmliche Anklage von der Tribüne
der Kammer aus erhoben haben. Wie der Deputierte Cavaignac halte auch
er für notwendig, die finanzielle Macht bei allen Staatshandlungen abzu-
schwächen. Die Regierung sei gern bereit, zu prüfen, welche Maßregeln zu
ergreifen seien; gegenwärtig handle es sich jedoch nur darum, die bestehenden
Gesetze in Anwendung zu bringen und das unabhängige und souveräne
Walten der Gerechtigkeit zu sichern. (Lebhafter Beifall.) Der Deputierte
Jaures führt aus, die sozialistische Partei allein könne das Heilmittel für
die gegenwärtige Krisis finden, und brachte eine in diesem Sinne abgefaßte
Tagesordnung ein. Nachdem der Deputierte Dechanel diese Tagesordnung
bekämpft hatte, wurde dieselbe mit 420 gegen 87 Stimmen verworfen. Ribot
gab hierauf die Erklärung ab, daß er die von Cavaignac beantragte Tages-
ordnung acceptiere. Dieselbe wurde sodann mit 446 gegen 3 Stimmen an-
genommen und schließlich der öffentliche Anschlag der Rede Cavaignacs mit
367 gegen 102 Stimmen beschlossen.
9. Februar. (Paris.) Das Urteil in dem Panama-Prozeß
lautet auf 5 Jahre Gefängnis und je 3000 Fr. Geldbuße gegen
Ferdinand und Charles v. Lesseps, auf 2 Jahre Gefängnis und je
3000 Fr. Geldbuße gegen Fontane und Cottu wegen betrügerischer
Handlungen und Vertrauensmißbrauchs, gegen Eiffel auf 2 Jahre
Gefängnis und 20,000 Fr. wegen Vertrauensmißbrauchs.
24. Februar. (Paris.) Nachdem der Präsident des Senats
Le Royer aus seiner Stellung ausgeschieden, wird Jules Ferry mit
148 von 243 Stimmen an seine Stelle gewählt.
27. Februar. Sensationelle Enthüllung des „Figaro“ über
Panama.
„Die „M. Allg. Ztg.“ berichtet darüber (1. März):
Vorgestern hatte der ., Vidi“- Gewährsmann des Boulevard-Blattes,
der über die Vorgänge hinter den Coulissen des Palais de Justice ebenso
gut Bescheid weiß wie über das, was hinter den parlamentarischen Coulissen