Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunter Jahrgang. 1893. (34)

230 Frenlreick. (März 23.30.) 
geois erklärt, er habe eine traurige Pflicht erfüllt, als er die Ermächtigung 
zur gerichtlichen Verfolgung mehrerer Mitglieder des Parlaments nachgesucht 
habe. Er begrüße deren Rückkehr in die Kammer mit lebhafter Freude. 
Was Arton betreffe, so seien alle erforderlichen Maßnahmen zu dessen Ver- 
haftung getroffen worden. Die Auslieferung von Herz werde dadurch ver- 
zögert, daß sein Gesundheitszustand es nicht zulasse, ihn vor das zuständige 
englische Gericht zu stellen. Bourgeois konstatiert, die gegen eine Anzahl 
politischer Persönlichkeiten gerichteten Anschuldigungen seien in keiner Weise 
bewiesen worden. Die Gegner der Republik beabsichtigen, die herrschende 
Erregung bis zu den Wahlen zu erhalten. Die Republikaner aber würden 
diese Manöver zu hintertreiben wissen. (Beifall.) Die von der Regierung 
acceptierte einfache Tagesordnung wurde hierauf durch Heben der Hände 
angenommen. 
Nach der Abstimmung schreitet der frühere Minister Jules Roche er- 
regt auf die Ministerbank zu, ruft Ribot und Bourgeois, mit der Faust 
drohend, ein Schimpfwort entgegen, und verläßt sodann unter dem Beifall 
der Rechten und des Zentrums den Saal. Ein ähnlicher Auftritt spielt sich 
zwischen Rouvier und den Ministern ab. 
Cazenove de Pradine (Rechte) verliest den Entwurf einer Resolution, 
in wercher die Auflösung der Kammer verlangt wird, und beantragt die 
Dringlichkeit. Ribot erklärt, die Republikaner fürchteten nicht, vor das 
Land zu treten. Die Rechte werde durch das Abwarten nichts verlieren, da 
das Land beginne, einzusehen, zu welchem Zweck die Panama-Kampagne 
unternommen worden sei. La Rochefoucauld entgegnet, kein Mitglied der 
Rechten habe einen Panama-Check erhoben. Die Resolution wird hierauf 
durch Uebergang zur Tagesordnung abgelehnt. Für die Resolution stimmen 
200, gegen dieselbe 314 Deputierte. 
23. März. (Paris.) Erste Sitzung des Schiedsgerichts 
für die zwischen England und den Vereinigten Staaten schwebenden 
Streitfragen bezüglich des Fischhanges im Behringsmeer. 
28. März. In einem Schreiben an die Vorsitzenden der mo- 
narchistischen Provinzvereine sagt der Graf von Paris: 
„Eine Aufsehen erregende Strafsache hat soeben das Land über den 
sittlichen Wert der Männer, die es seit einigen Jahren regieren, aufgeklärt. 
Die Stunde ist ernst. Die Kammer hat alles Ansehen verloren, jede neue 
Sitzung läßt sie in der allgemeinen Achtung tiefer sinken. Die Regierung 
wagt nicht, den Drohungen des anwachsenden Sozialismus zu widerstehen, 
sie ist kraftlos im Innern, ohne Gewicht nach außen, die Unabhängigkeit 
des Richterstandes wird angezweifelt. Die Einrichtungen haben die Menschen 
verdorben. Das rechtschaffene und arbeitsame Frankreich ist betrübt und 
geängstigt, alle anständigen Menschen fühlen das Bedürfnis, sich zu einer 
äußersten Anstrengung zu vereinigen. Die Monarchie allein kann Frank- 
reich eine starke Regierung geben.“ 
30. März. (Deputiertenkammer.) Bei der Beratung des 
Budgets befürwortet der Finanzminister Tirard die Trennung der 
Reform der Getränkesteuer, gemäß dem Beschlusse des Senats von 
dem Budget, damit nicht abermals die Bewilligung provisorischer 
Zwölftel erforderlich würde. Ribot tritt den Ausführungen Tirards 
bei und betont die politische Notwendigkeit einer Verständigung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.