Schneiz. (September 10.—Oktober 1.) 271
tone stimmen dafür, 10½ dagegen. 355,274 Bürger enthielten sich
der Abstimmung. Gegen das Schächtverbot, das sich auf die ganze
Schweiz erstreckt, stimmen die französischen, sowie teilweise die katho-
lischen Schweizer.
10. September. Das Recht auf Arbeit wird durch Volks-
abstimmung in die Schweizer Verfassung eingefügt.
Der Artikel lautet:
Das Recht auf ausreichend lohnende Arbeit ist jedem Schweizerbürger
gewährleistet. Die Gesetzgebung des Bundes hat diesem Grundsatz unter
Mitwirkung der Kantone und der Gemeinden in jeder möglichen Weise
praktische Geltung zu verschaffen. Insbesondere sollen Bestimmungen ge-
troffen werden: a) zum Zwecke genügender Fürsorge für Arbeitsgelegenheit,
namentlich durch eine auf möglichst viele Gewerbe und Berufe sich erstreckende
Verkürzung der Arbeitszeit; b) für wirksamen und unentgeltlichen öffent-
lichen Arbeitsnachweis, gestützt auf die Fachorganisationen der Arbeiter;
c) für Schutz der Arbeiter und Angestellten gegen ungerechtfertigte Ent-
lassung und Arbeitsentziehung; d) für sichere und ausreichende Unterstützung
unverschuldet ganz oder teilweise Arbeitsloser, sei es auf dem Wege der
öffentlichen Versicherung gegen die Folgen der Arbeitslosigkeit, sei es durch
Unterstützung privater Versicherungsinstitute der Arbeiter aus öffentlichen
Mitteln; e) für praktischen Schutz der Vereinsfreiheit, insbesondere für un-
gehinderte Bildung von Arbeiterverbänden zur Wahrung der Interessen
der Arbeiter gegenüber ihren Arbeitgebern und für ungehinderten Beitritt
zu solchen Verbänden; f) für Begründung und Sicherung einer öffentlichen
Rechtsstellung der Arbeiter gegenüber ihren Arbeitgebern und für demo-
kratische Organisation der Arbeit in den Fabriken und ähnlichen Geschäften,
vorab des Staates und der Gemeinden.
15. September. (Bern.) Die russische Gesandtschaft in Bern
hat sich an den Bundesrat gewendet, damit er die Errichtung des
Denkmals bei der Teufelsbrücke im Kanton Uri zur Erinnerung
an jene Russen bewillige, welche daselbst 1799 unter Suwarom
im Kampfe gegen die Franzosen ihren Tod fanden. Der Bundes-
rat hat die Bewilligung aus politischen Gründen nicht erteilt. Die
russische Gesandtschaft will sich nun mit der Anbringung einer bloßen
Totentafel bei der Teufelsbrücke begnügen.
1. Oktober. Die Sozialdemokraten stellen für die National-
ratswahlen folgendes Programm auf:
Recht auf Arbeit, obligatorische Berufsgenossenschaften, Kranken= und
Unfallversicherung (allgemeine unentgeltliche Krankenpflege, Selbstverwaltung
der Versicherten und möglichste Berücksichtigung der bestehenden freiwilligen
Krankenkassen), Tabakmonopol (Verwendung des Reinertrags für die unent-
geltliche Krankenpflege), Banknotenmonopol (staatliche Bundesbank, Hypo-
thekarreform), Verstaatlichung des Eisenbahnwesens auf dem Wege der Ex-
propriation, vorher Abschaffung der Bahnvorrechte im Obligationenrecht
und im Rechnungswesen (Maßregeln gegen die Willkürlichkeiten der Bahn-
gesellschaften), Zündholzmonopol, staatlicher Getreidehandel, thunlichste Be-
schränkung der Militärausgaben (Demokratisierung des Wehrwesens); Aus-
bau der Volksschule (finanzielle Unterstützung der Kantone durch den Bund,