Lerbien. (April 14.—19.) 297
lichen Konstituierung der Skuptschina an den Sitzungen nicht teil-
nehmen könnten, und zwar um so weniger, als die Regentschaft
ihren Beschwerden kein Gehör geschenkt habe. Für die Folgen seien
die Regierung und die liberale Partei verantwortlich.
14. April. (Belgrad.) König Alexander läßt die Regenten
verhaften und teilt ihnen mit, daß er sich großjährig erkläre. Der
König ernennt sofort ein Ministerium unter dem Präsidium von
Dokitsch. Die Truppen werden konsigniert und leisten dem König
den Eid der Treue. Das neue Ministerium ist wie folgt zusammen-
gesetzt: Dokitsch, früher Professor, jahrelang Erzieher des Königs
und sein väterlicher Freund, Präsidium und Unterricht, Franasso-
vitsch Krieg, Oberst Stankovitsch Bauten, Vuitsch Finanzen, Milo-
sevitsch Volkswirtschaft, Milosavljevitsch Inneres.
König Alexander erläßt folgende Proklamation:
Serben! So oft die Lebensinteressen des serbischen Volkes es er-
heischten, haben sich meine Ahnen, die Obrenowicz, stets in den Dienst der
serbischen Staatsidee gestellt. In deren Traditionen auferzogen, treu dem
Geiste der Nation, gewohnt, vor allem der serbischen Staatsidee zu dienen,
habe ich heute die Pflicht, dem Beispiele meiner Ahnen zu folgen. In der
gegenwärtigen Zeit soll das Volksleben sich ruhig unter dem Schutze der
Verfassung entwickeln, die mein erlauchter Vater im Einverständnis mit allen
Parteien und mit dem Volke selbst dem Lande verliehen hat. Leider war
die Verfassung in wjüngster Zeit so gefährdet, die staatsbürgerlichen Rechte
meiner teuern Serben dermaßen in Frage gestellt und die verfassungsmäßige
Stellung der Volksvertretung derart erniedrigt, daß ich nicht säumen darf,
diesem unglücklichen Zustande ein Ende zu machen. Serben! Von heute an
nehme ich die königliche Gewalt in meine Hände. Von heute an tritt die
Verfassung ganz in Kraft und erhält ihren vollen Wert. Im Vertrauen
auf den glücklichen Stern der Obrenowicz werde ich, gestützt auf die Ver-
fassung und die Gesetze, mein Land regieren, und so fordere ich euch alle
auf, mir treu und ergeben zu dienen. Mein teures Volk! Indem ich Gott
anflehe, daß er jeden meiner Schritte beschütze, schließe ich mit dem Rufe:
Es lebe mein Volk! Gezeichnet: Alexander. Belgrad 1./13. April 1893.
15. April. (Belgrad.) Das „Amtsblatt“ verkündet die
Pensionierung der Regenten. König Milan telegraphiert dem Chef
des Kabinetts Dokitsch: „Ich gratuliere zum vollendeten Werke.
Wäre die Regentschaft noch länger geblieben, so wäre es ein Un-
glück für das Land gewesen.“
19. April. Die liberale Partei erläßt folgendes Manifest,
von Ristitsch verfaßt:
„Die liberalen Deputierten können nicht anders, als dem König
Serbiens Glück und Segen wünschen. Sie werden niemals aus einer Frage,
die über der Parteidiskussion steht, eine Waffe des Parteikampfes machen.
Die Nacht des 13. April brachte auch die radikale Partei wieder ans Ruder,
diesmal im Bunde und augenscheinlich im Einverständnisse mit den Fort-
schrittlern. Der nächtliche Ursprung der neuen Regierung, welche allein ver-