Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunter Jahrgang. 1893. (34)

Is#. (Juli 13.—31.) 315 
wollen. Ebenso wenig kann auf diesem Wege das wahre Ziel repräsen- 
tativer Veranstaltungen erreicht werden. Wir machen es Unsern Ministern 
zur Pflicht, diese wichtigen Angelegenheiten zu ordnen, und erwarten ver- 
trauensvoll von den erwählten Vertretern Unseres Volkes, daß Sie mit Uns 
die Sorge teilen, die vom Morgen bis zum Abend wegen dieser Sache auf 
uns lastet. Die Ausgabeposten, auf die sich Artikel 67 der Verfassung be- 
zieht, sind durch den klaren Wortlaut dieses Artikels geschützt und können 
nicht wohl einen Grund zum Streite bilden. Wir befehlen daher hiemit 
Unsern Ministern, alle Teile der Verwaltung in gute Ordnung zu bringen 
und, unter Berücksichtigung alles Wesentlichen durch sorgfältige Beratung 
unter Unserer Leitung alle Irrtümer auszuschließen. Was die nationale 
Wehrkraft betrifft, so kann das Versehen eines Tages leicht eine Reue für 
ein Jahrhundert mit sich bringen. Wir wollen die Ausgaben Unseres Haus- 
halts einschränken und für sechs Jahre jährlich 300,000 YDen (1 Million 
Mark) beisteuern. Wir befehlen Unsern Beamten und Offizieren, mit Aus- 
nahmen, die durch besondere Umstände geboten find, ebenfalls während der- 
selben Periode ein Zehntel ihres Gehalts zu dem Fonds für den Flotten- 
bau beizusteuern."“ 
13. Juli. (Siam.) Französische Kriegsschiffe unter Admiral 
Human fahren den Menam hinauf und bedrohen Bangkok. Die 
Franzosen und Siamesen beschießen sich mehrfach gegenseitig. 
20. Juli. (Siam.) Der französische Gesandte Pavie stellt 
das Ultimatum mit 48 Stunden Bedenkzeit. 
Dasselbe verlangt Anerkennung des linken Mekongufers als Grenze 
und eine Entschädigung in Höhe von drei Millionen Franks. Falls die 
Antwort ungünstig ausfällt, blokiert Admiral Human die Küste. 
Siam will in seiner Antwort das Mekong-Ufer nur bis zum 
18. Breitengrade abtreten. Die franzöfische Regierung verwirft dies 
Anerbieten. 
29. Juli. Der fiamesische Gesandte in Paris erklärt, daß 
Siam das Ultimatum annehme. 
31. Juli. (Paris.) Minister Develle richtet durch Vermit- 
telung des holländischen Generalkonsuls folgende Note an die sia- 
mesische Regierung: 
„Die von der fiamefischen Regierung an den Tag gelegte Zögerung der 
Annahme des vom französischen Gesandten am 20. Juli überreichten Ulti- 
matums berechtigte die Regierung der französischen Republik, die Beding- 
ungen desselben zu verschärfen. Indem sie willens ist, einen neuen Be- 
weis der Mäßigung zu geben, welche die französische Regierung fortwährend 
beseelt hat, wird Frankreich sich damit begnügen, als vnerläßliche Garantie 
für die praktische Ausführung der Bestimmungen des Ultimatums den Fluß 
und Hafen Chantaboum bis zur völligen und friedlichen Räumung der sia- 
mesischen Posten auf dem linken Mekongufer zu besetzen. Um andererseits 
die glücklicherweise zwischen Frankreich und Siam wiederhergestellten Be- 
ziehungen zu garantieren, wird Siam sich verpflichten müssen, zukünftig 
keine Militärmacht in Battanban und Sien Reap ebenso wie in allen Orten, 
welche 25 Kilometer vom rechten Mekongufer entfernt sind, zu unterhalten, 
beginnend von der Grenze Cambodjas. Siam darf dort nur zur Aufrecht-
	        
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