14 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 14. 15.)
betraf, so war man hier der Ansicht, daß, wer in einem fremden Lande
durch Annahme einer Duellforderung gegen die Gesetze des Landes verstoße,
daß er sich darüber nicht beklagen kann, wenn er dann eine und eine halbe
Stunde in seinem Hause bewacht wird. (Heiterkeit.) Das, meine Herren,
ist nun der Fall, der seit Monaten in der öffentlichen Presse besprochen
wird und mit ungünstigen Kommentaren gegenüber dem Auswärtigen Amt.
Man sagt: wenn das einem Engländer passiert wäre, was hätte die eng-
lische Regierung gethan? Darauf erwidere ich: erstens einmal hätte ein
Engländer sich um die Frage der spanischen Instrukteure gar nicht ge-
kümmert (sehr richtig!); zweitens aber, wenn die Sache so verlaufen wäre,
so hätte die englische Regierung nach dem Grundsatze, wie ich sie kenne, in
der ganzen Sache keinen Finger gerührt und hätte einfach gesagt: ein Vor-
gang, für den jemand sich private Genugthuung im Wege des Duells sucht,
kann nicht zugleich auch Gegenstand einer internationalen Frage sein. (Sehr
richtig!t) Das, meine Herren, ist der Fall Prowe. Ich komme nun zu den
Vorgängen in San Salvador vom vorigen Jahre. Will man diese Vor-
gänge im vorigen Jahre unbefangen beurteilen und zu einem unparteiischen
Urteile gelangen, so muß man, glaube ich, die Thatsache in den Vorder-
grund stellen, die auch gar nicht bestritten wird, daß bei der Revolution
damals in ganz hervorragender Weise deutsche Staatsbürger sich beteiligt
haben, daß auf der anderen Seiten in den Heeren des Präsidenten Ezeta, des
anerkannten Präsidenten, eine Reihe von Deutschen Kriegsdienste genommen
haben, also Deutsche Deutschen gegenüber standen. Man wird mir zugeben,
daß, da die Aufgabe eines Vertreters, der gleichzeitig die Instruktion, er
solle die Deutschen schützen, er solle sich aber nicht in die inneren Ange-
legenheiten des fremden Staates mischen, die Situation wahrhaftig keine
leichte war. (Sehr richtig !) Ueber den Beginn der Revolution erzählt
uns nun Herr Prowe in dem ihm eigenen blühenden Stil, daß in der Nacht
vom 28. zum 29. April vorigen Jahres der Matthies — das ist derselbe,
von dem wir vorhin gesprochen haben — in dem ein „zweiter Michel
Kohlhaas stecke, seinem Junker v. Tronka auf das Dach gestiegen sei und
mit 43 verwegenen Genossen Santa Anna die dortige Artilleriekaserne er-
stürmt und dadurch das Signal zum Aufstand gegeben habe“. Ja, meine
Herren, die Deutschen dort, die jetzt so lebhaft klagen darüber, daß sie nicht
genügend geschützt würden, hätten doch vorher bedenken sollen, daß durch
diese Handlungsweise die Deutschen, die sich auf Seiten der Regierungs-
gewalt befanden, in die allerübelste Lage und allergrößte Gefahr kamen.
(Sehr richtig.) Es fand nun die Schlacht statt, bei der die Affaire mit
dem unglücklichen Ruhnke statt hatte. Ezeta wurde geschlagen, und nun
kommt der Fall Juhl. Das Haus von Juhl wurde zerstört und das Haus
eines gewissen Müller. An dem Hause wurde die deutsche Fahne herunter-
gerissen und in ganz infamer Weise beschimpft. Herr Juhl hat darüber
einen ganz interessanten Brief an deutsche Blätter gerichtet, worin er diese
ganzen Vorgänge sehr drastisch beschreibt, und da ist auch in Klammer be-
merkt: Mein Kompagnon war abwesend. Ja, er war allerdings abwesend.
Es war der Herr Müller; er war General der Revolutionsarmee und nach
meiner Information war das Haus, auf dem die deutsche Fahne wehte,
das Haus des Herrn Müller. Ja, meine Herren, das heißt doch ganz ein-
fach: mit der deutschen Fahne Mißbrauch treiben (sehr richtig!) und, nach-
dem man an der Revolutionsbewegung teilgenommen, nun die deutsche
Fahne aufpflanzen, um sein Eigentum zu schützen. Nun, meine Herren,
habe ich einer ganzen Reihe von Kritiken gelesen: wie tief eigentlich das
Deutsche Reich gesunken sei, ergebe sich daraus, daß bei der Revolution in
Salvador nur deutsches Eigentum zerstört worden sei und keines von anderen