Des Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 14./15.) 15
Ausländern. Vollkommen richtig; aber auch hier fehlt wieder die That-
sache, daß nur die Deutschen an der Revolution teilgenommen haben (Hört,
hört !); die anderen dagegen, die Franzosen, die Nordamerikaner, sich voll-
kommen still verhalten haben. Es ist mir vor Kurzem von ganz glaub-
würdiger Seite versichert worden, daß die Haltung der Deutschen bei den
übrigen fremden Kolonisten in gar keiner Weise Freude erregt hat, weil fie
sagen: wenn wieder ein Umsturz kommt, so werden natürlicherweise wir
anderen Kolonisten, obgleich wir uns ruhig verhalten haben, darunter auch
leiden. Meine Herren, nun kommt dies Telegramm an Herrn Peyer, dieser
Hilferuf, der aus San Salvador gerichtet worden ist, wo sich die Deutschen
in der größten Gefahr befanden, im letzten Moment des ganzen Feldzuges.
Her- Peyer hat darauf geantwortet, er könne selbst nicht kommen, und er
alte es auch für überflüssig, daß er einen Vertreter schicke. Ich nehme
keinen Anstand, zu erklären, daß ich dies Verhalten des Herrn Gesandten
Peyer bedauere und mißbillige. Wenn in dieser Weise der Hilferuf von
bedrängten Deutschen zu ihm gelangt, so hat er Folge zu leisten und sich
nicht damit zu entschuldigen, daß er voraussichtlich keinen Erfolg haben
werde. Er hätte es versuchen sollen; mißlang der Versuch, so hätte er
jedenfalls seine Pflicht gethan. Und hier, meine Herren, komme ich auf
einen Punkt, der gerade in dem Verhalten des Herrn Peyer mir von aus-
schlaggebender Bedeutung erscheint. Ich habe aus all' den mir gewordenen
Mitteilungen zu meinem Bedauern die Ueberzeugung gewinnen müssen, daß
Herr Peyer in der Führung seiner Geschäfte eine gewisse Passivität an den
Tag legt, die mit seiner Stellung nicht verträglich ist. Ich glaube vor
allem, daß es seine Pflicht gewesen wäre, bei den Deutschen in Salvador
seinen Einfluß geltend zu machen in der Richtung, daß fsie sich nicht an
den inneren Parteikämpfen beteiligen (Sehr richtigl!), und gerade dies Ver-
halten der Deutschen gegenüber der damals geltenden Regierung, ihre aktive
Beteiligung am Bürgerkriege ist für mich eine fast noch schwerere Belastung
gewesen des Herrn Peyer als seine Nichtthätigkeit im Verlauf des Feld-
zuges; denn hier muß ich anerkennen, daß die Verhältnisse für ihn außer-
ordentlich schwierig lagen. Ich habe außerdem den Eindruck gewonnen,
daß Herr Peyer sich in der Kolonie dort nicht diejenige Stellung, nicht das
Ansehen erworben hat, deren er zu einer Fortsetzung seiner Thätigkeit be-
darf. Es ist bezeichnend, daß, obgleich dieser Kampf gegen Herrn Peyer
seit Monaten dauert, bis jetzt noch niemand aus der Kolonie für ihn auf-
getreten ist. Es wird die Konsequenz aus diesen Dingen gezogen, Herr
Peyer von Guatemala abberufen und durch einen anderen Diplomaten er-
setzt werden. (Bravol) Der letztere wird die Instruktion erhalten, daß
er entsprechend den gegebenen allgemeinen Weisungen nachdrücklich und
wirksam zum Schutze der Deutschen eintrete, zugleich aber auch die Weisung,
daß er mit aller Entschiedenheit die Deutschen in Salvador dazu ermahne,
Ruhe und Frieden zu halten und sich nicht in die Parteikämpfe zu mischen,
weil, wenn sie dadurch in Gefahr kommen, fie einen amtlichen Anspruch
auf Hilfe des Deutschen Reiches nicht haben. (Sehr gut! und Bravo !) Ich
habe vor wenigen Tagen einen Brief bekommen von einem sehr angesehenen
Mann in Costa Rica, der früher dort deutscher Konsul war; er übt in
diesem Schreiben eine Kritik an den Zuständen in Salvador und dem Ver-
halten der Deutschen dort. Er sagt am Schlusse: In unserem Freistaate
Costa Rica kann ich zu meiner Genugthuung feststellen, sind die Deutschen
gerade darum sehr geachtet, weil sie sich nie in die Politik des Landes
mischen, und sehr beliebt, weil sie fleißig arbeiten, stets mit allen Parten
im Lande auf freundschaftlichem Fuße stehen; es kommen hier auch außer-
ordentlich selten Ansprüche auf Schutz seitens der deutschen Vertretung vor,