Die Rämishe Kurie. (Mai 8.—Dezember 30.) 273
vereinigung angestrebt, und er selbst habe als Nuntius in Belgien den Plan
des Engländers Ignatius Spencer, für die Rückkehr der Engländer zur
römischen Kirche Gebete einzurichten, gebilligt. Die Engländer hätten sich
große Verdienste erworben um die Besserung der sozialen Lage des Volkes,
die er selbst in Encykliken wiederholt empfohlen habe. Der Papst fordert
dader die englischen Katholiken auf, mit ihm für die Wiedervereinigung zu
arbeiten.
8. Mai. Der „Osservatore Romano“ schreibt über den
Notenwechsel zwischen Kalnoky und Banffy (vgl. Osterreich):
Er wisse, daß die Reise Agliardis nach Ungarn nach vorausgegangener
Kenntnis Graf Kalnokys erfolgte, und daß sowohl der Minister a latere
als auch Baron v. Banffy den Nuntius ermahnten, die Einladung des
Kardinalprimas Vaszary, ihn zu besuchen, anzunehmen.
15. Mai. Der „Osservatore Romano" proklamiert Wahl-
enthaltung der Katholiken von den italienischen politischen Wahlen.
9. Juni. Errichtung einer ständigen russischen Gesandtschaft
beim Vatikan.
17. Juni. Enchklika an die Kopten in Egypten.
10. Juli. Encyklika an die belgischen Bischöfe über die so-
ziale Frage.
Der Papst ermahnt darin alle Katholiken zur Einigkeit; die Bischöfe
sollten zu einem Kongreß zusammentreten und nach den Grundsätzen der
Freiheit und des Einvernehmens der katholischen Religion und der bürger-
lichen Institutionen über die Erreichung dieses Zieles beraten. Dann er-
mahnt er die Bischöfe, die Katholiken von der öffentlichen Polemik und
der Schmälerung des Prinzips der gesetzlichen Autorität abzuhalten, und
schließt mit der Aufforderung an alle Katholiken, sich den Umsturztheorien
des Sozialismus lebhaft zu widersetzen, welcher alles gegen die Religion
und den Staat versuche und das göttliche Recht mit dem menschlichen Recht
zu verschmelzen trachte.
Oktober. Der Papst und die Feier des 20. September.
Der Papst verurteilt in einem Briefe an Kardinal Rampolla die
Feier des 20. September und betont, daß durch das der Kurie geschehene
Unrecht das Band zwischen den Katholiken und dem Hl. Stuhle noch fester
geknüpft sei. Unter den Protesten, die dem Papste zugegangen sind, befinden
sich auch Adressen deutscher und österreichischer Prälaten, die der Papst
dankend beantwortet (12. Oktober).
30. Dezember. Die Kurie und die orientalischen Kirchen.
Der Papst verleiht der Kardinal-Kommission für die orientalischen
Kirchen ständigen autonomen Charakter. Zu Mitgliedern der Kommission
sind ernannt: die Kardinäle Ledochowski, Langénieux, Rampolla, Vannutelli,
Galimberti, Vaughan, Granniello und Mazzella.
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Europ. Geschichtskalender. Bd. XXXVI. 18