Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (September 8.) 139 
Der König sagt: „Es ist Mir eine große Freude, daß Ew. Majestät 
in Meinem Lande wieder Einkehr gehalten haben. Die glänzenden Augen 
und der Jubel der Bevölkerung werden Zeugnis abgelegt haben für die 
treuen und aufrichtigen Gefühle derselben. Wie einst dem hochseligen Kaiser 
Wilhelm dem Großen, dessen Denkmal Ew. Majestät gesehen haben und dessen Er- 
richtung aus den innersten Gefühlen des württembergischen Volkes hervor- 
gegangen ist, so schlagen auch heute dem Enkel des großen Kaisers die 
Herzen entgegen. Ich gebe Meinem Danke dafür Ausdruck, daß Ew. Maje- 
stät auch heute den Leistungen Meines Armeekorps ein wohlwollendes und 
lobendes Urteil gesprochen haben. Der Stolz des Soldaten ist es, seinem 
obersten Kriegsherrn auf dem Paradefelde zu zeigen, daß er fähig sein 
wird, sobald der Ruf des obersten Kriegsherrn an ihn ergeht, sich in ernster 
Waffenthat zu bewähren und sein Blut für Kaiser, König und Vaterland 
zu vergießen! Ich danke für die besondere Gnade, den Kronprinzen des 
Deutschen Reichs von nun an in den Listen Meines Armeekorps führen zu 
können. Ich erblicke darin einen neuen Beweis der Gnade und der Huld 
für Mein Haus und Mein Armeekorps. Daß wir aber nicht ruhen, sondern 
stets mit gleichem Eifer fortfahren werden, uns dieser Huld würdig zu 
zeigen, fasse Ich zusammen in das Gelöbnis ewiger Treue und Aufopfe- 
rung bis zum letzten Blutstropfen. Seine Majestät der Kaiser und König 
hurra, hurra, hurra!"“ 
Der Kaiser erwidert: „Ew. Majestät bin Ich dankbar für die 
soeben geäußerten Worte. Es ist Mir in der That eine hohe Freude ge- 
wesen, das wundervolle Armeekorps unter Ew. Majestät Führung zu sehen. 
Ich beglückwünsche Ew. Majestät dazu. Ew. Majestät werden es Mir 
nicht verdenken, wenn auf Württembergs Boden die Pulse Meines Herzens 
schneller schlagen. Denn dieses Land bildete die Wiege Meines Geschlechtes. 
Von hier aus zogen Meine Vorfahren in die Ferne, in die Nordmark, um 
ein neues Vaterland zu gründen und jahrhundertelang für das Empor- 
blühen des neuen Volkes zu arbeiten. Ich glaube den in der That zum 
Herzen gehenden Jubel und den begeisterten Empfang dahin richtig zu be- 
greifen, daß Ich annehme, daß das Volk stolz ist, sein Armeekorps unter 
der Führung seines Königs zu sehen. Darin versinnbildlicht sich, wie in 
unsern germanischen Monarchien das Königtum an der Spitze eines Volkes 
die einzige wirkliche sichere Stütze für die Bewahrung von Thron und 
Altar, Religion und Sitte am Ausgange des 19. Jahrhunderts ist. Ich 
fasse allen Meinen Dank zusammen in dem Wunsch, daß es Ew. Majestät 
und Ihrem Haus vergönnt sein möchte, alle Zeit so sprechen zu können 
wie dereinst Ew. Majestät erlauchte Vorfahren, daß sie allezeit und überall 
ihr Haupt in den Schoß der Unterthanen legen können! Seine Majestät 
der König von Württemberg hurra, hurra, hurra!“ 
8. September. (Karlsruhe.) Bei dem Festmahl bringt der 
Großherzog von Baden folgenden Trinkspruch auf den Kaiser aus: 
„Ew. Majestät an dieser Stelle und bei diesem Anlaß wieder be- 
grüßen zu können, ist für Mich und Mein Haus eine ebenso große Ehre 
als Freude. Die Freude wird noch dadurch erhöht, daß Ew. Majestät mit 
den Leistungen des XIV. Armeekorps zufrieden gewesen sind und einen so 
gnädigen Ausspruch darüber gethan haben, der neuen Eifer und neue Kraft 
der Thätigkeit bringen wird. Die Leistungen vor Ew. Majestät zeigen zu 
können, wird allen Teilen des Armeekorps eine besondere Ehre und ein be- 
sonderer Vorzug sein, und Ich hoffe, daß auch die nächsten Tage die Zu- 
friedenheit Ew. Majestät erringen werden. Ich kann aber von dieser Stelle 
aus nicht umhin, auch an die Vergangenheit zu denken. An der gleichen
	        
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