Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

Greßbritannien und Irland. (September—Oktober 8.) 223 
bindung damit nimmt J. M. Regierung an, daß es, wie der britische Agent 
bereits angegeben hat, den neuen Mitgliedern des Volksraades gestattet 
werde, ihre eigene Sprache zu gebrauchen. Die Annahme dieser Bedingung 
durch die Regierung der Südafrikanischen Republik würde zunächst die 
Spannung zwischen beiden Regierungen beenden und würde aller Wahr- 
scheinlichkeit nach eine weitere Intervention von J. M. Regierung, sie würde 
ferner die Abstellung von Uebelständen sichern, die von den Uitlanders selbst 
im exekutiven Rat oder im Volksraad zur Kenntnis gebracht werden könnten. 
IJ. M. Regierung befindet sich in wachsender Unruhe wegen der Gefahren 
einer Verlängerung der Spannung, die den Interessen Südafrikas schon so 
schweren Schaden zugefügt hat, und dringt ernstlich auf eine sofortige end- 
gültige Antwort auf diese Vorschläge. Wird diesen zugestimmt, so können 
rasch und unmittelbar Anordnungen für eine weitere Konferenz zwischen 
dem Präsidenten und dem Oberkommissär getroffen werden, um alle Einzel- 
heiten zu ordnen bezüglich der in meiner Note vom 30. August erwähnten 
Fragen, welche weder die Beschwerden der Uitlanders, noch die Frage der 
Interpretation der Konvention betreffen, die hier rasch gelöst werden können 
durch freundschaftliche Uebereinkünfte zwischen den Vertretern der beiden 
Regierungen. Wenn dagegen, was, wie die Regierung ernstlich hofft, nicht 
der Fall sein wird, die Antwort der Südafrikanischen Republik negativ 
oder ausweichend ausfallen sollte, so habe ich festzustellen, daß J. M. Re- 
gierung sich das Recht vorbehält, die Lage von einem neuen Standpunkt 
aus zu betrachten und eigene Vorschläge zu machen, um eine endgültige 
Erledigung herbeizuführen.“ („Frankf. Ztg.“) 
September. Die Presse kritifiert das Urteil des Dreyfus- 
Prozesses scharf. Manche Stimmen werfen die Frage auf, ob nicht 
die Pariser Weltausstellung zu boykottieren sei. 
Ende September. Infolge der ablehnenden Antwort Krügers 
auf die Depesche vom 12. September hält die öffentliche Meinung 
die Krifis für äußerst ernst. 
24. September. (London.) Eine große Volksversammlung 
auf Trafalgar Sauare, die einberufen war, um gegen den Krieg 
mit Transvaal zu protestieren, endet mit begeisterten Kundgebungen 
für Chamberlain und den Krieg. 
29. September. (London.) Ein Ministerrat formuliert 
folgende Forderungen an Transvaal: 
1. Erteilung des Wahlrechtes nach fünf Jahren ohne einschränkende 
Bedingungen, 2. städtische Selbstverwaltung für Johannesburg, 3. Trennung 
der Rechtspflege von der ausführenden Gewalt und Unabhängigkeit der 
Rechtssprechung vom Volksraad, 4. Abschaffung des Dynamit-Monopols, 
5. Schleifung des Johannesburg beherrschenden Forts, während die Ver- 
teidigungswerke Pretorias stehen bleiben können, 6. Unterricht in der 
englischen Sprache in den Schulen. 
8. Oktober. Die Königin ruft durch einen Erlaß 25000 Mann 
der ersten Armeereserve ein. Es werden viele Tansportdampfer 
bereitgestellt. Zum Oberbefehlshaber wird Sir R. Buller ernannt.
	        
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