Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Fünfzehnter Jahrgang. 1899. (40)

48 DPDas Deuntsqhe Reiqh und seine einzelnen Slieder. (Februar 16. 17.) 
und habe ihre Ausdehnung nur durch die Schwäche der preuß. Regierung 
erlangt. Abg. Lieber (3.): Die Ausweisungen würden ihren Zweck nicht 
erreichen. 
16. Februar. (Reichstag.) Erklärung Thielmanns über 
die Zuckerfrage. Bedeutung Kubas. 
In der Budgetkommission sagt der Schatzsekretär Frhr. v. Thiel- 
mann über die unserer Zuckerindustrie von Kuba drohende Gefahr: Er 
erkenne an, daß die Gefahr vorhanden sei, aber er halte sie nicht für so 
dringend, wie dies im Landtage zum Ausdruck gebracht worden sei. Kuba 
sei vielfach verwildert und bedürfe einer jahrelangen Bearbeitung, um 
wieder ertragsfähig zu werden. Es herrsche dort große Leutenot. Von den 
weißen Arbeitern seien 60 Prozent verzogen, verdorben, verstorben, die 
schwarzen Arbeiter seien durch den Krieg verlottert, Ersatz sei außerordent- 
lich schwierig. Sachverständigerseits meine man, daß Kuba, welches im 
Vorjahre 250 000 Tonnen Zucker erzeugt habe, im laufenden Jahre 
500000 Tonnen liefern werde, 1900: 800000 und 1902 oder 1903 etwa 
2000000 Tonnen. Ihm (dem Staatssekretär! erscheine diese Schätzung zu 
hoch gegriffen. — Abg Paasche berichtet, daß die Zuckerfelder in Kuba 
mit Queckengras überwuchert, vielfach in Ochsenweide umgewandelt seien. 
Die kubanischen Neger seien zu träge geworden, um für den Plantagenbau 
bald wieder verwendet werden zu können. Die Neger der Südstaaten von 
Nordamerika fühlten sich zu erhaben über die kubanischen, um mit ihnen 
in Wettbewerb zu treten. Auf fünf Jahre sei jedenfalls eine Konkurrenz 
von Kuba nicht zu fürchten, um so weniger, als auch die übervölkerten 
benachbarten Inseln einen Arbeiterersatz nicht abgäben. Barbadoes mit 
240000 Negern habe für die Leutenot in Trinidad nichts abgegeben. 
16. Februar. (Berlin.) Differenz zwischen der Stadtver- 
waltung und dem Polizeipräsidium über den Bau eines Gitters 
zum Friedhof der Märzgefallenen von 1848. 
Auf ein Gesuch des Magistrats um Bauerlaubnis für ein Thor und 
Gitter zum Friedhofe der Märzgefallenen antwortet der Polizeipräsident: 
Berlin, den 16. Februar 1899. Auf das durch den Stadtbaurat 
Hoffmann am 24. Mai v. Jeingereichte Gesuch um Erteilung der Bau- 
erlaubnis für den Entwurf zum Eingang des Friedhofs der Märzgefallenen, 
erwidere ich der städtischen Bau-Deputation, daß die beantragte Bauerlaub- 
nis versagt werden muß. Wie aus den diesem Antrag vorhergegangenen 
Verhandlungen der städtischen Körperschaften und aus der Art, in welcher 
die Ausführung geplant ist, hervorgeht, bezweckt das Bauwerk eine Ehrung 
der dort begrabenen „Märzgefallenen", mithin eine politische Demonstration 
zur Verherrlichung der Revolution, die aus allgemeinen ordnungspolizei- 
lichen Gründen nicht gestattet werden kann. 
von Windheim. 
17. Februar. Der Kaiser richtet folgendes Telegramm an 
Frau Felix Faure: 
Profondément ému par la nouvelle de la mort de votre 6poux, 
Monsieur le Président de la République Française, je m'empresse de 
vous exprimer quelle part sincère je prends à votre perte cruelle. 
L’'Impératrice se joint à Moi en formant les voeux les plus ardents à 
ce due le Dieu tout-puissant veuille vous accorder la force pour pouvoir 
porter le deuil qui vous a accablée. 
Guillaume. I. R.
	        
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