Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebzehnter Jahrgang. 1901. (42)

228 Frankreitz. (Januar 19.—Februar Ende.) 
Nach dem Bericht der Regierung gibt es allein in Paris 8 staatlich an- 
erkannte Männerklöster und 67 Frauenklöster. Staatlich nicht anerkannte 
Klöster und Genossenschaften sind in Paris 24 Mönchsorden und 45 Frauen- 
orden. Der Grundbesitz aller dieser religiösen Genossenschaften beträgt 
133 Hektar 30 Ar. Der Wert der Grundstücke ist auf 190,455,675 Franks 
eingeschätzt, bei 20,5 Millionen Hypothekenlasten. Das Vermögen einzelner 
dieser Orden ist sehr groß. Die Assumptionisten haben nur 3,25 Millionen 
Franks angegeben, während es feststeht, daß sie eigentlich über 10 Millionen 
besitzen, als deren Inhaber jedoch Strohmänner aufgezählt werden. Die 
verschiedenen Gruppen der Augustinerinnen in Paris verfügen über eben- 
falls mindestens 10 Millionen. Ein Vermögen von nur einer Million be- 
sitzen eine lange Reihe von Frauenklöstern. „Die kleinen Armenschwestern“ 
geben 6 Millionen an, besitzen aber viel mehr, während der Besitz des 
vornehmen Damenordens „Vom hl. Herzen“ gar 14,25 Millionen erreicht. 
Den größten Besitz in Paris haben von den staatlich nicht anerkannten 
Orden die Jesuiten mit 12 Millionen, der Besitz der amerikanischen Epis- 
kopalkirche wird auf 700,000 Franks geschätzt. („Allg. Ztg.“) 
19. Januar. (Paris.) Herzog von Broglie, Gelehrter und 
Staatsmann, 79 Jahre alt, 1. 
24. Januar. Die Kammer schließt nach zehntägiger leb- 
hafter Debatte die Generaldebatte über das Vereinsgesetz und be- 
schließt mit 361 gegen 179 Stimmen die Dringlichkeit der Beratung. 
6. Februar. Die Armeekommission der Kammer fordert 
den Kriegsminister auf, ein Gesetz einzubringen, wonach an Stelle 
der grundsätzlichen aber nicht durchgeführten dreijährigen Dienstzeit 
die einjährige treten soll. 
11. Februar. (Senat.) Der Minister des Auswärtigen Del- 
casss sagt über die Lage in China: 
Die Mächte stellten die Aufrechterhaltung der Einigkeit unter ihnen 
allen anderen voran. Die Bedingungen der Mächte seien angenommen 
worden. Es handle sich jetzt darum, deren Durchführung durchzusetzen. 
Wir bleiben, fährt Delcassé fort, entschlossen, eine angemessene Genugthuung 
zu erlangen und wollen unsere Truppen schnellstens abberufen, werden dies 
aber erst dann thun, wenn die Lage wieder normal geworden sein wird. 
Wenn wir bereit sind, überall mit Zähigkeit unsere Interessen und Rechte 
zu verteidigen, bezeugen wir die gleiche Achtung für die Rechte und die 
Interessen der anderen. Die Angelegenheiten in China boten eine Ge- 
legenheit, die Gemeinsamkeit der Anschauungen zwischen Frankreich und 
den Vereinigten Staaten von Amerika in China wie anderwärtig darzu- 
thun. Die gemeinsame Aktion Rußlands und Frankreichs beweist, daß ihre 
Allianz sich durch die gleichen Vorteile, die jede der Mächte davon zieht, 
sich jeden Tag mehr befestigt. Frankreich ist man es schuldig, daß man 
den Parteigeist da Halt machen läßt, wo die ernsten Interessen Frankreichs 
anfangen! 
16. Februar. (Chalons sur Saone.) Zusammenstoß zwi- 
schen Streikenden und Truppen. 
Ende Februar. (Marseille.) Ein Ausstand der Hafen- 
arbeiter bricht aus. 
 
	        
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