Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Siebzehnter Jahrgang. 1901. (42)

IX. 
Schweiz. 
Januar. Volkszählung. Die Schweiz hat nach der Zählung 
vom 1. Dezember 1900 3327207 Einwohner gegen 2933334 im 
Jahre 1888. 
22. März. Der Bundesrat arbeitet eine Vorlage über Ein- 
bürgerung von Ausländern aus. 
Danach muß sich ein Ausländer behufs Erwerbung eines Kantons- 
und Gemeindebürgerrechts zunächst um die bundesrätliche Bewilligung zu 
bewerben, welche durch einen unmittelbar vorangehenden zweijährigen 
ordentlichen Wohnsitz in der Schweiz bedingt ist und verweigert werden 
kann, wenn die Beziehungen des Bewerbers zu seinem Heimatland, sowie 
die sonstigen persönlichen und Familienverhältnisse so beschaffen sind, daß 
aus der Aufnahme des Gesuchstellers der Eidgenossenschaft Nachteile er- 
wachsen könnten. Den Kantonen bleibt vorbehalten, durch Gesetz zu be- 
stimmen, daß die im Kanton geborenen Kinder von Ausländern, welche 
zur Zeit der Geburt wenigstens 10 Jahre im Kanton ihren Wohnsitz ge- 
habt haben, von Gesetzes wegen Kantonsbürger werden, ohne der bundes- 
rätlichen Bewilligung zu bedürfen. 
April. (Zug.) Aus Anlaß der Graßmannpolemik in Deutsch- 
land (S. 76) entsteht im Kanton Zug eine Kontroverse über die 
Moral Liguoris zwischen der katholischen Geistlichkeit und Liberalen. 
Anfang April. Streit um das Apylrecht. 
Die Schweiz liefert einen italienischen Anarchisten Jaffei, der an 
der Ermordung König Humberts teilgenommen haben soll, an die italienische 
Regierung aus, weil sie den Königsmord nicht als politisches, sondern als 
gemeines Verbrechen ansieht. Die Anarchisten und Sozialdemokraten be- 
zeichnen es als eine Verletzung des Asylrechts, russische Studenten und 
narchisten demonstrieren in Genf und beschädigen das russische Konsulats- 
gebäude (5. April). Polizei und Militär stellen die Ruhe wieder her. — 
Später werden noch mehrere fremde Anarchisten ausgewiesen. 
1. Juni. Vertreter des Bundesrats und der Nordostbahn- 
gesellschaft unterzeichnen einen Vertrag über den Rückkauf der Bahn 
durch den Bund für 82 Millionen Francs. Am 24. September 
genehmigt der Bundesrat den Vertrag.
	        
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