Object: Deutsches Kolonialblatt. III. Jahrgang, 1892. (3)

als die Kinder zu Hause getreulich berichten, 
was sie in der Schule gesehen und gehört haben. 
Daß sich die Kinder auch gegenseitig beein- 
flussen, geht daraus hervor, daß ich auch von 
solchen deutsch gegrüßt werde, die nicht zu 
meinen Schülern gehören. Ueberhaupt glaube 
ich bemerkt zu haben, daß, seitdem ich meinen 
Schülern eingeprägt habe, jeden Weißen zu 
hrüßen, auch solche Kinder grüßen, die es vor- 
her nicht thaten. 
Mit nicht allzu großen Hoffnungen bin 
ich hierher gekommen, aber meine Erwartungen 
wurden weit übertroffen, und ich gebe mich 
der Hoffnung hin, im Laufe der Zeit auch mitl 
schwarzen Schülern Ordentliches leisten zu können. 
Klein-Popo, den 15. Dezember 1891. 
K. Koebele, Lehrer. 
Sur Rarte von Rlein-Dopo. (Togogebiet.) 
Die anliegende, von dem Pflanzer F. Gold- 
berg gezeichnete Karte von Klein-Popo (Anchö) 
veranschaulicht die Lage dieses Hauptortes des 
deuitschen Togogebietes. 
Derselbe hat, wic alle übrigen Plätze an 
der Gold= und Sklavenküste, keinen Hafen, 
sondern nur einc offene Rhede, auf welcher 
Seeschiffe in einer Entfernung von elwa einem 
Kilometer vom Strande guten Ankergrund 
finden. Die fast unausgesetzt von Süden gegen 
das Land heranrollende Dünung verursacht 
eine mehr oder weniger heftige Brandung, 
welche das Landen besonders in der Regenzeit 
bedeutend erschwert. Der Ort selbst liegt in 
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ziemlich langer Ausdehnung auf dem schmalen 
Sandstreifen, der die Lagune von der See 
trennt. An der schmalsten Stelle östlich von 
den letzten Häusern wird dieser Streisen bei 
ausnahmsweise hohem Wasserstande zuweilen 
durchbrochen und überspült. Milten in die 
Komplexe der aus Lehm und Stroh gefertigten 
Hütten der Eingeborenen hinein sind die Fak- 
toreien, Höse und Wohnhäuser der Europäer 
hineingebaut. Wohlhabende Eingeborene, wie 
der Häuptling Aite Ajavon und einzelne Mit- 
glieder der Familie Almeida, haben indessen 
nach europäischem Muster aus an Ort und 
Stelle gebrannten Ziegelsteinen recht ansehnliche, 
massive, zweistöckige Häuser errichtet, von denen 
z. B. das eine als vorläusige Unlerkunft des 
Lehrers und der Regierungsschule dient. 
Gegenüber dem Hauptorte, von diesem 
durch einen Lagunenarm getrennt, liegt auf der 
gleichnamigen Halbinsel das Dörschen Adjido, 
dessen Bewohner eifrig Viehzucht, Fischerei und, 
Gartenbau betreiben. Außer Schafen und! 
Schweinen weiden hier ständig mehrere Hundert 
Stück Rindvieh — kleine, schwarzbunte Rasse —, 
welche den verschiedenen Häuptlingen gehören 
und wohlschmeckendes Fleisch liefern. Besonders 
eifrig wird die Zwiebelkultur betrieben, welche 
ganze Felder einnimmt. Doch gedeihen nicht 
minder Tomaten, Kohl und allerhand Gewürze. 
Auf den Felsenrissen der Lagunc wachsen 
schmackhafte Austern, die Ufer liefern Krabben 
verschiedenster Art. 
Jenseits der vielen Wasserarme steigt der 
Boden an und geht von Dünensand und Schlick 
in den bekannten rothen Laterit über, auf 
welchem sich, in Sebbe weithin sichtbar, das 
von blühenden Anlagen umgebene Wohnhaus 
des Kaiserlichen Kommissariats mit seinen Neben- 
gebäuden erhebt. 
Eine besondere Beschreibung dieses Grund- 
stücks nebst Plan bringen wir in der nächsten 
Nummer. 
Eingang von wissenschaftlichen Sendungen aus 
den deutschen Schutzgebieten.“) 
Dr. Preuß hat bei der Zerstörung Bueas 
seine wissenschaftlichen Sammlungen gereltet und 
am 15. v. M. an das Museum für Völker= 
kunde gelangen lassen. Von dieser außerdem 
noch präparirte Pflanzen und einige Gesteins- 
proben enthaltenden Sendung sind der zoolo 
gischen Sammlung des Musecums für Natur- 
kunde 20 Säugethierfelle, zum Theil mit 
Schädel, und 150 Vogelbälge und mumifizirte 
Vögel überwiesen worden. Unter den Säuge- 
thieren sind sehr seltene und wahrscheinlich auch 
neue Arten enthalten. Die Vogelsendung ist 
die beste, welche bisher aus West-Asrika hier- 
her gelangt ist; einige zwanzig Arten sind neu 
für das Musenm, 14 für die Wissenschaft ent- 
deckt, viele von hohem zoologischen Interesse. 
Von Dr. Bütiner ist aus Bismarcksburg 
am 19. Dezember v. J. ebenfalls wieder eine 
Sendung bei der zoologischen Sammlung ein- 
getrossen. Dieselbe enthält u. A. 8 Säuge- 
thiere und 1 Schildkröte in Alkohol, 8 Vögel, 
1 Eidechse, 300 Käferlarven, 200 Schnetter- 
linge und etwa die gleiche Anzahl anderer 
Kerbthiere. Wenn auch die Sängethiere und 
Reptilien in Alkohol nicht gut erhalten sind, 
so haben sie doch Werth in zvogeographischer 
Beziehung. Von den Schuctlerlingen ist elwa 
die Hälfte durch Rost oder Schimmetl zerstört: 
etwa 50 Stück besitzen wissenschaftlichen Werth. 
Die Mehrzahl der meist kleinen Käferspezies 
fehlte bisher in der zoologischen Sammlung 
und ist noch unbeschrieben. 
) Vergl. D. Kol. Bl. S. 25.
	        
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