2 Das Deutsche Reich und seine einzelnen Glieder. (Januar 8.)
lischer Minister über das Verhalten unseres Heeres im deutsch-französischen
Kriege gemacht. Ich glaube, wir werden alle darüber einig sein — und
ich meine, es werden auch alle verständigen Leute in England mit uns
darüber einig sein, daß, wenn ein Minister sich gezwungen sieht, sich zu
rechtfertigen — das kann ja vorkommen (Heiterkeit), ein Minister sieht sich
in der Notwendigkeit, seine Politik zu rechtfertigen, daß er dann wohl
daran tut, das Ausland aus dem Spiel zu lassen. (Sehr richtig!) Will
er aber doch fremde Länder als Beispiel heranziehen, so empfiehlt es sich,
das mit großer Vorsicht zu tun, sonst läuft man Gefahr, nicht nur miß-
verstanden zu werden, sondern auch, ohne es zu wollen, wie ich annehmen
will, und annehmen muß nach dem, was mir von anderer Seite versichert
wird, fremde Gefühle zu verletzen. Das ist aber um so bedauerlicher,
wenn es einem Minister passiert gegenüber einem Lande, das mit dem
seinigen, wie der Herr Graf von Stolberg-Wernigerode mit Recht hervor-
gehoben hat, stets gute und freundschaftliche Beziehungen unterhalten hat,
deren ungetrübte Fortdauer gleichmäßig dem Interesse beider Seiten ent-
spricht. (Sehr wahr!) Es war durchaus begreiflich und es war vollkommen
in der Ordnung, wenn in einem Volke, das mit seinem siegreichen Heere
so innig verwachsen ist, wie das deutsche Volk — und auch dies hat mit
großem Recht der Herr Vorredner betont — das allgemeine Gefühl sich
auflehnt auch gegen den Versuch und selbst gegen den Schein, den heroischen
Charakter und die sittlichen Grundlagen unserer nationalen Entscheidungs-
kämpfe zu entstellen. Das deutsche Heer steht aber viel zu hoch und sein
Waffenschild ist viel zu blank, als daß dieselben durch schiefe und ungerechte
Urteile berührt werden könnten. (Beifalll) Von so was gilt, was
Friedrich der Große einmal sagte, als man ihm von einem Manne sprach,
der ihn und die preußische Armee angegriffen hatte: „Laßt den Mann
gewähren", sagte der große König, „und regt euch nicht auf; er beißt auf
Granit.“ (Beifall und Heiterkeit.) Meine Herren! Nun hat aber der
Herr Vorredner auch vom Dreibund gesprochen. Er hat mit Recht hervor-
gehoben, daß es immer gewisse Leute gegeben hat, die erfüllt waren von
dem Wunsche, den Dreibund zu begraben. Es hat immer Leute gegeben,
die von Zeit zu Zeit sich gedrungen fühlten, den Dreibund tot zu sagen.
Es erfreut sich aber der Dreibund noch immer des besten Wohlseins und
ich denke und hoffe, es wird ihm so gehen, wie solchen Personen, die fälsch-
lich totgesagt werden und nun erst recht lange leben. (Beifall.) Ueber
die Natur, über die Art und das Wesen des Dreibundes bestehen ja viel-
fach nicht zutreffende Vorstellungen. Der Dreibund ist nicht eine Erwerbs-
genossenschaft, sondern er ist eine Versicherungsgesellschaft. Er ist nicht
offensiv, sondern er ist defensiv, er ist nicht aggressiv, sondern er ist im
hohen Grade friedlich. Der Herr Graf Stolberg hat eben gesagt, der
Dreibund beruht nicht auf einer künstlichen Kombination. Das ist voll-
kommen richtig. Historisch gesprochen, stellt der Dreibund die Versöhnung
dar zwischen den nationalen Errungenschaften, die aus den Kämpfen der
60er und 70er Jahre hervorgegangen sind, und den Prinzipien der Sta-
bilität, die nach Beendigung der Napoleonischen Kriegsstürme auf der
Basis der Wiener Verträge Europa während eines halben Jahrhunderts
den Frieden gesichert haben. Der Dreibund verbindet die Vergangenheit
mit der Gegenwart und sichert die Zukunft. Der Dreibund schließt auch
gute Beziehungen seiner Teilnehmer zu den anderen Mächten nicht aus.
Ich halte es nicht für richtig, wenn in den letzten Tagen ein kleiner Teil,
übrigens nur ein sehr kleiner Teil, der deutschen Presse anläßlich der
französisch-italienischen Abmachungen eine gewisse Unruhe an den Tag ge-
legt hat. In einer glücklichen Ehe muß der Gatte auch nicht gleich einen