Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

Vie Ilerreichischungarische Moenercie. (Juli 3.—Oktober 14.) 203 
3. Juli. (Prag.) Die Prager Polizeidirektion veröffent- 
licht infolge einer Mystifikation einen Steckbrief gegen den Deutschen 
Kaiser anläßlich der Marienburger Rede. — Die Angelegenheit 
wird viel besprochen. 
12. Juli. (Eger.) Bei einem großen alldeutschen Volks- 
tage kommt es zu erbitterten Zusammenstößen zwischen Alldeutschen, 
Liberalen und Christlich-Sozialen. 
13. Juli. (Lemberg.) Zur Erinnerung an die Besiegung 
des Deutschen Ordens durch Polen und Littauen im Jahre 1410 
bei Tannenberg findet eine große nationale Feier statt als Protest 
gegen die preußische Polenpolitik. 
Juli. August. (Galizien.) Großer Streik der ruthenischen 
Feldarbeiter, deren Lohn durchschnittlich 30 bis 50 Kreuzer täglich 
beträgt. 
August. In der österreichisch-ungarischen Presse wird der 
Einfluß Italiens in Nordalbanien mit Mißtrauen beobachtet und 
ausgeführt, daß die Erhaltung des status quo nicht die auswärtige 
Politik erschöpfen dürfe. 
22. August. (Wien.) Die österreichischen und ungarischen 
Minister beginnen in gemeinsamen Konferenzen die Beratung des 
neuen autonomen Zolltarifs. 
1. September. (Agram.) Kroaten demonstrieren gegen die 
Serben und plündern serbische Geschäftshäuser. Militär muß die 
Ruhe wieder herstellen. 
13. September. (Graz.) Eine Grenzstreitfrage zwischen 
Galizien und Ungarn wird zu Gunsten Galiziens entschieden. 
19. September. (Ungarn.) Anläßlich der Feier zu Kossuths 
100jährigem Geburtstage kommt es in Pest und Temesvar zu leb- 
haften Demonstrationen gegen die Deutschen und zu Ruhestörungen. 
Ende September., über den Stand der Ausgleichsfrage ver- 
breitet die Presse ungünstige Nachrichten. 
8. Oktober. (Pest.) Das Parlament tritt zusammen. 
12. Oktober. (Klausenburg.) Bei der Enthüllung eines 
Denkmals für den König Matthias finden Demonstrationen gegen 
die Regierung und gegen die österreichische Hymne statt. 
14. Oktober. (Cisleithanien.) Ministerpräsident v. Körber 
legt einer Konferenz von Tschechen und Deutschen folgenden Ent- 
wurf zur Regelung der Sprachenfrage in Böhmen und Mähren vor: 
Die deutsche Sprache ist in dem bisherigen Umfange zu gebrauchen: 
1. im gesamten Verkehr mit den Militärbehörden und der Gendarmerie
	        
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