Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

Frankreich. (Februar 25.—März 25.) 239 
gebracht worden ist, haben mit vorbehaltloser Befriedigung wahrgenommen, 
daß in diesem Vertrag, der abgeschlossen wurde, um den status quo und 
allgemeinen Frieden im äußersten Orient zu sichern und die Unabhängig- 
keit Chinas und Koreas, die für den Handel und die Industrie aller Na- 
tionen offen bleiben sollen, aufrecht zu erhalten, im wesentlichen dieselben 
Grundsätze anerkannt werden, die sie selbst zu wiederholten Malen auf- 
stellten und die die Grundlage ihrer Politik bilden. Die beiden Regie- 
rungen sind der Ansicht, daß die Respektierung dieser Grundsätze zugleich 
als eine Garantie für ihre speziellen Interessen im äußersten Orient sich 
erweist. Gleichwohl sind sie genötigt, ihrerseits den Fall ins Auge zu 
fassen, in dem eine aggressive Aktion dritter Mächte oder neue Wirren in 
China zu einer Gefahr für ihre Interessen werden könnten. Beide Regie- 
rungen behalten sich vor, eventuell auf die zu ihrem Schutz erforderlichen 
Mittel bedacht zu sein. 
25. Februar. Die Kammer genehmigt mehrere Anträge auf 
Verkürzung der militärischen Ubungen der Reserve und Landwehr 
und erklärt sich für das Prinzip der zweijährigen Dienstpflicht. 
25. Februar. (Paris.) Der 100. Geburtstag Viktor Hugos 
wird mit großem Gepränge gefeiert. Alle öffentlichen Anstalten 
sind geschlossen. Von fremden Nationen haben allein die Tschechen 
eine Deputation geschickt. 
5. März. (Paris.) Der russische Botschafter überreicht dem 
Präsidenten Loubet ein Handschreiben des Zaren mit der Einladung 
zum Besuche nach Petersburg. 
5. März. (Alais.) Der nationale Kongreß der Gruben- 
arbeiter beschließt mit 124 gegen 105 Stimmen den Achtstunden- 
tag zu verlangen und durch Generalausstand zu erzwingen. — In 
der Arbeiterschaft herrscht starke Opposition gegen den Beschluß. 
9. März. Die Kammer genehmigt mit 398 gegen 64 Stimmen 
das Budget. 
18. März. Die Kammer genehmigt mit 298 gegen 237 
Stimmen einen Antrag, das Mandat der Kammer von vier auf 
sechs Jahre auszudehnen. — Die Linke bezeichnet die Neuerung 
zum Teil als antirepublikanisch. — (Annahme im Senat am 
28. März.) 
25. März. (Deputiertenkammer.) Delcassö über die 
chinesische Politik und das englisch-japanische Bündnis. 
Abg. Denis Cochin interpelliert den Minister des Aeußern nach 
der Tragmiite der französisch-russischen Note in betreff des äußersten Ostens. 
Er wünschte zu wissen, bis zu welchem Punkte Frankreich Verpflichtungen 
eingegangen sei. Minister Delcassé erwidert, er habe an demselben Tage, 
an welchem die Antwort Frankreichs und Rußlands auf die Mitteilung 
von einem englisch-japanischen Vertrag veröffentlicht worden sei, im Senat 
die Aufklärungen, die er einige Tage zuvor Gelegenheit gehabt habe, in 
der Kammer zu geben, ausführlich behandelt und Erklärungen hinzugefügt, 
 
	        
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