VII.
Italien.
Anfang Januar. Verhältnis zu Frankreich und dem Dreibunde.
Durch die Presse gehen Gerüchte über ein Abkommen mit Frank-
reich über Tripolis. Der „Popolo Romano“ erklärt, ein schriftlicher Ver-
trag existiere nicht, sondern nur ein Gedankenaustausch der Minister. Auch
das Verhältnis zu den übrigen Mächten wird lebhaft erörtert, so schreibt
die „Tribuna“, die Freundschaft mit Frankreich dürfe das Bündnis Italiens
mit anderen Staaten nicht trüben. Die letzteren sollten sich aber bestreben,
daß Italien ein entscheidendes Gewicht zukomme. Italien werde diejenigen
Mächte streng beurteilen, die nicht zur Grundlage ihrer Freundschaft für
Italien dessen legitime Interessen mit voller Loyalität machten. Die großen
Erfolge der französischen Politik sollten die Bundesmächte belehren.
Anfang Januar. Die Klerikalen entfalten eine lebhafte
Opposition gegen den geplanten Gesetzentwurf über die staatliche
Ehescheidung.
Mitte Januar. Das Ergebnis der Volkszählung wird bekannt
gemacht: 32 966 307 Einwohner gegen 26301 134 im Jahre 1871.
15. Januar. Der Senat genehmigt mit 117 gegen 35 Stim-
men die von der Kammer angenommene Vorlage über Schaffung
eines Arbeitsamtes.
21. Januar. Der Senat genehmigt mit 109 gegen 69 Stim-
men die Finanzreform.
26. Januar. (Mailand.) Ein katholischer Gewerkschafts-
kongreß, auf dem über 100.000 Arbeiter vertreten sind, beschließt
die Gründung eines katholischen Gewerkschaftsverbandes für Italien.
Ende Januar. Die Presse begrüßt das Geschenk der Goethe-
statue durch den Deutschen Kaiser mit großer Sympathie.
Mitte Februar. (Rom.) Im Kabinett brechen Differenzen
aus. Der Minister der öffentlichen Arbeiten tritt zurück, weil er
das Ehescheidungsprojekt mißbilligt und weil mehrere von ihm ge-
wünschte Eisenbahnen in Süditalien abgelehnt werden.