Die Rämishe Kurie. (Januar 27.) 263
italienischen Staatspapiere aufzunehmen, infolgedessen seien in dem letzten
Finanzjahre etwa fünf Millionen Lire weniger an Staatsschuldenzinsen an
das Ausland zu zahlen gewesen. Das Exposé behandelt sodann eingehend
die neue 3½/ prozentige konsolidierte Rente und führt aus, die gute Position,
die dieses Papier auf dem Börsenmarkt erlangt habe, widerlege die Ein-
wände, die man dem Minister wegen der Emissionsmethode gemacht habe.
Nach einem Ueberblick über die Besserung der ökonomischen Lage des
Landes schließt es mit dem Hinweis, daß das Budget stark genug sei, den
Verlust zu ertragen, den die Herabsetzung der Salzabgabe und andere wirt-
schaftliche Maßnahmen mit sich bringen.
VIII.
Die Nömische Kurie.
27. Januar. Bestrebungen des Vatikans die katholische Be-
wegung in Italien zu organisieren.
Im Auftrage des Papstes will Kardinal Rampolla die katholische
Bewegung auf neue Grundlagen stellen und zwar durch Angliederung bezw.
Unterordnung der christlichsozialen Gruppen unter die Kommission bezw.
den Verband der Ausschüsse für die Veranstaltung der italienischen Katho-
likenkongresse. Mittels eines Schreibens vom 27. Januar 1902 hat der
Kardinalstaatssekretär allen italienischen Bischöfen zwei Aktenstücke über-
sandt. Das eine ist eine Denkschrift von 105 Seiten, gedruckt in der vati-
kanischen Buchdruckerei. Den Inhalt derselben bilden die Satzungen für
die Veranstaltung von Katholikenkongressen und für die Katholikenausschüsse,
ferner die Verhaltungsmaßregeln für den ständigen Generalausschuß, die
ständigen Gruppen und Sektionen, die Provinzialausschüsse, die Diözesan-
komitees, Pfarrkomitees und die Jugendsektionen der Katholikenkongresse.
Dazu gesellen sich Anweisungen allgemeiner Art, das Programm und die
Richtschnur für die christlichsoziale Tätigkeit, Gebete, die bei Beginn und
Schluß der Versammlung zu sprechen sind, und die von Pius IX. im Jahre
1876 den Mitgliedern der Vereinigungen bewilligten Ablässe. Das zweite
Aktenstück, eine Broschüre von 17 Seiten, ist eine vom Kardinal Rampolla
unterzeichnete Unterweisung der Kongregation für außergewöhnliche Ange-
legenheiten über die christlich-populäre oder christlich-demokratische Bewegung
in Italien. Wie das Begleitschreiben des Kardinalstaatssekretärs sagt, ist
diese Unterweisung ebenfalls bestimmt, die Mißverständnisse zu beseitigen
und jenen Eifer und jene Einigkeit zu fördern, die von allen so sehr ge-
wünscht werden und dem Papste so sehr am Herzen liegen. Die Anweisung
geht aus von dem Umstande, daß, zumal in der letzten Zeit, in Italien über
die Art der christlich-sozialen Tätigkeit und deren Förderung Meinungs-
verschiedenheiten geherrscht haben; dadurch sei die vom h. Vater so dringend
gewünschte Einigkeit der italienischen Katholiken stark gestört worden.
„Daher befahl Se. Heiligkeit, vorliegende Anweisung an die hochw. Bischöfe
Italiens zu senden, damit jeder Grund zu Mißverständnissen und Zwisten
unter den Katholiken ausgeräumt werde und gleichzeitig auf verschiedene