Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

Die RNömische Kurie. (Mai 4.—September 23.) 265 
erwarten. Noch mehr, ihr habt für die Andersgläubigen, um sie zu be- 
lehren und zur Wahrheit zu bekehren, dadurch gesorgt, daß ihr gelehrte 
und bewährte Männer aus der Geistlichkeit bestimmtet, welche die ver- 
schiedenen Gegenden durchziehen und entweder in den Kirchen oder in 
anderen Gebäuden öffentlich in einer Art vertraulichen Gespräches zu den 
Versammelten sprechen und die ausgeworfenen Schwierigkeiten lösen. Das 
ist eine vortreffliche Einrichtung, die bereits reichliche Früchte getragen. 
Auch das unglückliche Los der Neger und Indianer hat eure Liebe nicht 
vergessen; denn durch Sendung von Glaubenslehrern und Zuweisung reich- 
licher Mittel sorgt ihr auf das eifrigste für deren ewiges Heil. 
4. Mai. Der Papst empfängt die Leiter und einige Mit- 
glieder der römischen historischen Institute. 
Juli. Der Papst schließt mit den Vereinigten Staaten ein 
Abkommen, das die Grundlage für die Regelung der kirchlichen 
Angelegenheit auf den Philippinen bilden soll. 
22. Juli. (Rom.) Kardinal Ledochowski, 1865—1874 
Erzbischof von Gnesen, fast 80 Jahre alt, f. 
29. Juli. Der Papst ernennt den Kardinal Gotti zum Nach- 
folger Ledochowskis als Generalpräfekt der Kongregation de pro- 
paganda fide. 
23. September. (Rom.) Der Kardinalvikar Respighi ver- 
öffentlicht im „Osservatore Romano“ eine Kundgebung über die 
christliche Demokratie: 
Es wird gesagt, daß die Mehrzahl der christlichen Demokraten sich 
den Weisungen des Papstes vom 27. Januar d. J. fügte, während einige 
noch immer abseits stehen. Von diesen heißt es: „Sie haben hauptsächlich 
in Schrift und Wort dazu beigetragen, gefährliche Theorien und Richtungen 
weiterzuverbreiten, obwohl man sie mehrere Male durch die kirchliche Be- 
hörde väterlich ermahnt hatte. Eine in der Republik von San Marino 
am 24. August d. J. gehaltene Rede (veröffentlicht in Rom in der christ- 
lich-demokratischen Zeitung Il Domani d'Italia vom 31. August, Romolo 
Murri: Freiheit und Christentum) hat hauptsächlich das Vaterherz des h. 
Vaters betrübt. Mehrere Bischöfe, die sich über die hervorgerufene böse 
Wirkung dieser Rede beunruhigt fühlten, haben es für nötig gehalten, bei 
Sr. Heiligkeit Vorstellungen zu machen. Nach genau angestellter Prüfung 
ist besagte Rede als verwerflich und für die Zensur reif erachtet worden. 
Ueberdies ist es beklagenswert, zu sehen, daß nicht selten verschiedene auf 
derselben Grundlage beruhende Veröffentlichungen ihre Inspiration von 
dem gleichen Autor der in San Marino gehaltenen Rede empfangen. Da- 
gegen verdient das vollste Vertrauen unter den Katholiken die zweite Gruppe 
der Kongreßarbeit (opera dei congressi), da sie treulich den pähpstlichen 
Weisungen und insonderheit den vom h. Stuhl am 27. Januar d. J. er- 
teilten Instruktionen und ausgesprochenen Grundsätzen nachkommt. Die 
gegenwärtige Kundgebung wird auf besonderes Verlangen des h. Vaters 
auch allen Diözesanverwaltern Italiens zu ihrer Richtschnur mitgeteilt, 
damit durch ihre seelsorgerische Umsicht alle vor den obenerwähnten Lehr- 
sätzen und Bestrebungen gewarnt werden. Auch soll Sorge getragen werden, 
daß die laut Instruktion vom 27. Januar in den Statuten der Opera
	        
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