Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

300 Tüärtei. (Dezember Ende.) — Fulsarien. (Januar 4.—April.) 
ausgeübt werden müsse, um die weitere Aufrechterhaltung der öffentlichen 
Ordnung sicherzustellen, deren Wahrung von dem Reiche lebhaft gewünscht 
wird. Ich bitte Sie, sich von den vorerwähnten Erwägungen durchdringen 
zu lassen und dieselben mit den erforderlichen Erweiterungen dem Minister 
des Aeußern auseinanderzusetzen, um die Rechte und Interessen der kaiser- 
lichen Regierung zu schützen und zu vertreten. Ueberdies sende ich Ihnen 
zu Ihrer weiteren Bestärkung eine Abschrift des Teskeré des Großwesirs, 
das über diesen Gegenstand die ausführlichsten Einzelheiten, die Sie in 
Ihrer Unterredung mit Seiner Exzellenz dem Minister zur Geltung bringen 
wollen. Ich halte es nicht für nötig, Ihnen zu sagen, daß Sie darauf 
bedacht sein werden, derart vorzugehen, daß Ihre Schritte keinen offiziellen 
Charakter annehmen.“ 
Ende Dezember. Reformen in Makedonien. 
Sämtliche Mannschaften und Offiziere der Gendarmerie in Make- 
donien haben (nach der Meldung türkischer Blätter) ihre rückständigen Ge- 
hälter ausgezahlt erhalten. Auf Befehl Hilmi Paschas wurden zahlreiche 
Beamte in Mazedonien wegen Unregelmäßigkeiten sofort in strafrechiliche 
Untersuchung genommen. 
2. Bulgarien. 
4. Januar. Infolge der Haltung der Kammer in den 
Finanzangelegenheiten (vgl. 1901 S. 288) tritt das Ministerium 
Karawelow zurück; Danew bildet ein neues Kabinett. 
5. Januar. Die Sobranje verweigert zwei provisorische 
Zwölftel des Budgets zu bewilligen und wird aufgelöst. 
6. Februar. (Sofia.) Der Unterrichtsminister Kautschew 
wird ermordet. 
2. März, Die Wahlen zur Sobranje ergeben eine Mehrheit 
für das Kabinett Danew. 
April. Bulgarien und die makedonische Bewegung. 
Die Vertreter Oesterreich-Ungarns und Rußlands erheben Vorstel- 
lungen in Sofia wegen der makedonischen Agitation (Ende März) Die 
bulgarische Regierung veröffentlicht eine Erklärung gegen die makedonische 
Bewegung und droht die makedonischen Komitees in Sofia aufzulösen, 
wenn sie sich nicht in gesetzlichen Grenzen hielten. — An ihre Vertreter 
im Auslande erläßt sie ein Rundschreiben (16. April), worin sie nach der 
„Politischen Korrespondenz“ hinweist auf die Maßnahmen, welche die 
Regierung zur Hintanhaltung von Bandenbildungen in Bulgarien, sowie 
von Waffensendungen nach Makedonien getroffen hat. Die fürstliche Re- 
gierung, heißt es dann weiter, werde in ihrer Politik bezüglich der make- 
donischen Frage von der Erwägung geleitet, daß die vitalen Interessen des 
Fürstentums und des gesamten bulgarischen Volkes es geboten erscheinen 
ließen, alle Bemühungen auf die Aufrechterhaltung des Friedens auf der 
Balkanhalbinsel zu richten. In dieser Beziehung trafen die bulgarischen 
Interessen mit dem Wunsche der Großmächte vollkommen zusammen. Die 
fürstliche Regierung habe mit den verfügten Maßnahmen ihre Pflicht ge- 
wissenhaft erfüllt und es würde daher ungerecht sein, sie für die Existenz 
der gegenwärtig in der Türkei ihr Wesen treibenden Banden und für die
	        
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