Herd·Amerika. (März 21. — Mai 8.) 311
begünstigungsvertrag, d. i. eine ebenso günstige Behandlung zuzugestehen,
wie sie den Produkten irgend eines fremden Landes auf den Märkten Ka-
nadas gewährt wird.
21. März. Der Senat genehmigt mit 52 gegen 15 Stimmen
das Gesetz zum Schutze des Präsidenten (Anarchistengesetz).
Das Gesetz will dem Präsidenten der Vereinigten Staaten oder im
Falle seines Todes seinem Rechtsnachfolger erhöhten Schutz gegen mörde-
rische Angriffe gewähren. Personen, welche einen der vorgesehenen Beamten
der Republik angreifen, in der Absicht, ihn zu töten, sollen mit dem Tode
bestraft werden, auch dann, wenn der Anschlag erfolglos blieb, während
in den Vereinigten Staaten sonst nur der vollzogene Mord mit der Todes-
strafe belegt wird. Personen, welche einem Attentäter raten oder beistehen,
oder die sich an einer Verschwörung zum Zwecke eines solchen Attentates
beteiligen, sind mit Gefängnis bis zu 20 Jahren zu bestrafen, Personen,
die drohen oder jemand mündlich oder schriftlich raten, den Präsidenten
zu töten, mit Gefängnis bis zu 10 Jahren. Auswärtige gekrönte Häupter
genießen in den Vereinigten Staaten gleichfalls den Schutz dieses Gesetzes,
sofern die betreffende Verschwörung in den Vereinigten Staaten ihren Ur-
sprung fand.
April. Nachrichten in der Presse über Grausamkeiten auf
den Philippinen.
Es wird behauptet, daß General Smith folgenden Befehl gegeben
habe: „Ich will, daß Sie töten und brennen; je mehr Sie töten, einen
desto größeren Gefallen werden Sie mir tun. Das ganze Innere von
Samar muß zur heulenden Wildnis gemacht werden. Die Grenze für das
Töten ist das zehnte Jahr.“ Die „New-York Evening Post“ bemerkt zu
diesen Enthüllungen: „Wir bezweifeln nicht im geringsten, daß das Gefühl,
welches sich jeden Amerikaners bei Lektüre dieser grausigen Nachrichten
bemächtigen wird, das der brennenden Scham ist. Unsere Armee ist ent-
ehrt und unser nationaler Name besudelt durch die furchtbaren Enthül-
lungen des Kriegsgerichts . Unsere Truppen haben auf der Insel Samar
eine Politik des Massenmordes verfolgt .. Es ist geschehen, und in den
Augen der Welt stehen wir entehrt da. Es gibt nur ein Ding, welches
uns noch mehr beschämen könnte, und das wäre der Umstand, daß es
vielleicht Amerikaner geben könnte, die sich nicht scämen. Uns kommt es
vor, als könnten wir niemals unser Haupt erheben. Man denke sich nur,
daß Engländer lesen, daß wir Protestversammlungen gegen die Grausam=
keiten in Südafrika abhalten, nachdem solche Dinge vorgekommen sind!“
23. April. (Washington.) Staatssekretär Hay und der
kolumbische Gesandte unterzeichnen einen Vertrag, durch welchen
den Vereinigten Staaten die Rechte hinsichtlich des Baues des
Panama-Kanals übertragen werden.
Anfang Mai. (Pennsylvanien.) 200000 Arbeiter in den
Anthracitbezirken treten in den Ausstand. Sie verlangen Lohn-
erhöhung um 20 Prozent, Herabsetzung der Arbeitszeit und An-
erkennung der Gewerkschaft als ihrer Vertretung.
8. Mai. (Senat.) Der Sekretär des Kriegsamts Root
erklärt auf eine Anfrage das Kriegssystem des Generals Smith
