312 Nord-Amerikas. (Mai 16.—Juni 13.)
auf den Philippinen für die denkbar menschlichste und wirk-
samste.
16. Mai. (Washington.) Beschluß über die Aufstellung
der Statue Friedrichs des Großen (vgl. S. 81).
Das Kabinett verhandelt über das Anerbieten des Deutschen Kaisers
betr. die Statue Friedrichs des Großen; ein Beschluß wird nicht gefaßt.
Präsident Roosevelt entscheidet, daß in der Angelegenheit der vom Deutschen
Kaiser gestifteten Statue kein Beschluß des Kongresses erforderlich sei, und
daß es, weil Friedrich der Große ein großer Feldherr gewesen sei, am
angemessensten sein werde, wenn die Statue in der Nähe der neuen Kriegs-
schule errichtet werde.
24. Mai. (Washington.) Es wird ein Denkmal des Mar-
schalls Rochambeau, eines Führers im Unabhängigkeitskriege, ent-
hüllt. Präsident Roosevelt und eine französische Abordnung nehmen
teil an der Feier.
30. Mai. (New-York.) Roosevelt über die Philippinen
und Lynchijustiz.
Präsident Roosevelt erklärt in einer öffentlichen Rede, daß die Grau-
samkeiten auf den Philippinen, zu welchen der verräterische Feind die
amerikanischen Truppen herausgefordert habe, weniger Verurteilung ver-
dienten, als die in den Vereinigten Staaten heute noch übliche Lynchjustiz.
Es sei im Augenblick nicht möglich, zu entscheiden, ob die Filipinos unab-
hängig von den Vereinigten Staaten bestehen sollten oder in engerer Ver-
bindung mit denselben, verknüpft mit ihnen durch die Bande der Freund-
schaft und Interessengemeinschaft, bis sie den Nachweis ihrer vollständigen
Fähigkeit zur Selbstregierung erbracht haben würden.
5. Juni. Das Repräsentantenhaus genehmigt einen An-
trag auf Erschwerung der Einwanderung.
Danach sollen Analphabeten und Anarchisten nicht mehr zugelassen
werden. Ferner werden folgende Bestimmungen getroffen: Erhebung eines
Kopfgeldes von den auf dem Landwege (über Kanada) Einwandernden,
die Erweiterung der auszuschließenden Elemente auf Epileptiker, Personen,
welche innerhalb der letzten fünf Jahre vor ihrer Einwanderung irrsinnig
gewesen waren, Prostituierte und Mädchenhändler, Ausdehnung des Wortes
„Kontrakt“ im Kontraktarbeitergesetze auf „Offerte, Ueberredung und Ver-
sprechungen“, Bestrafung der Dampfergesellschaften, welche gebrechliche und
mit ansteckenden Krankheiten Behaftete an Bord nehmen, Verlängerung der
Frist, binnen welcher ein Einwanderer, der dem Gemeinwesen zur Last zu
fallen droht, ausgewiesen werden kann, von einem auf zwei Jahre.
9. Juni. Das Repräsentanten haus genehmigt mit 175
gegen 38 Stimmen das Gesetz gegen die Anarchisten.
13. Juni. Botschaft an den Kongreß über Kuba.
Präsident Roosevelt ersucht den Kongreß, daß der kubanischen Re-
publik als Gegenleistung für die besonderen Verpflichtungen, die sie hin-
sichtlich ihrer internationalen Stellung auf das Ersuchen Amerikas über-
nommen habe, gewisse besondere wirtschaftliche Zugeständnisse gewährt
werden, insbesondere solle eine Herabsetzung von Zöllen auf die Einfuhr