326 Afrika. (Mai. Juni 11.)
Krieg fast drei Jahre gedauert hat, nur noch ein kleiner Teil von der
Streitmacht übrig bleibt, mit der wir den Krieg begonnen haben. 6. Daß
dieser kämpfende Ueberrest, der nur einen kleinen Teil unseres Volkes aus-
macht, gegen eine überwältigende Uebermacht des Feindes zu kämpfen hat
und sich in dem tatsächlichen Zustand von Hungersnot und Entbehrung
der nötigsten Lebensbedürfnisse befindet und daß wir trotz unserer äußersten
Anstrengung, unter Aufopferung von allem, was uns lieb war, nach red-
licher Ueberlegung auf einen eventuellen Sieg nicht mehr rechnen konnten.
Diese Versammlung ist daher der Ansicht, daß kein berechtigter Grund
mehr vorliegt, zu erwarten, daß durch eine Fortsetzung des Krieges das
Volk seine Unabhängigkeit bewahren könne und sie glaubt, daß unter diesen
Umständen das Volk nicht berechtigt ist, den Krieg fortzuführen, da dies
nur zu dem gesellschaftlichen und materiellen Untergang, nicht nur von
uns selber, sondern auch von unseren Nachkommen führen kann. Ge-
zwungen durch vorstehende Umstände und Erwägungen, trägt diese Ver-
sammlung bei den Regierungen darauf an, die Bedingungen der Regierung
Seiner Majestät anzunehmen und namens des Volkes beider Republiken
zu zeichnen.
Ferner erlassen sie folgende Botschaft: Offener Brief an alle Offi-
ziere, Beamte und Burgers, die bis zum heutigen Tage ihre Pflicht gegen-
über dem Lande und Volke treu erfüllt haben. Kameraden! Brüder!
Landsleute! Wir danken Euch herzlich für den Heroismus und für die
Hinopferung von so vielem, was Euch teuer und lieb ist, wir danken Euch
für den Gehorsam und die treue Pflichterfüllung in allem, was dem Afri-
kandervolke zur Ehre und zum Ruhme gereicht. Wir raten Euch allen,
Euch in den Frieden zu schicken, Euch ruhig und friedfertig zu verhalten
und der neuen Regierung Gehorsam und Achtung zu erweisen. Von den
Vertretern der beiden Regierungen wurde eine Kommission ernannt zur
Beschaffung von Geldmitteln u. s. w. für die Witwen und Waisen, deren
Gatten und Väter ihr Leben ließen im Kampfe für Freiheit und Recht,
und die in unserer Geschichte ewig fortleben werden. Wir sprechen unser
inniges Mitgefühl mit denen aus, welche trauern, und bitten Gott, daß
er ihnen die Kraft geben möge, ihr Kreuz zu tragen. Auch unseren
Weibern und Kindern möchten wir unseren Dank aussprechen, die so tapfer
Opfer gebracht und bitteres Leid getragen haben. Jetzt, da der Friede
geschlossen ist — wenn er auch nicht ein Friede ist, wie wir ihn ersehnten
— lasset uns da verharren, wohin Gott uns geführt hat. Mit gutem Ge-
wissen können wir erklären, daß zweieinhalb Jahre lang das Volk den
Kampf in einer Weise führte, wie es die Geschichte bisher kaum kannte.
Lasset uns nun die Hände reichen für einen anderen großen Kampf, der
vor uns liegt, für die geistige und soziale Wohlfahrt unseres Volkes. Lasset
uns allen bitteren Gefühlen entsagen, lasset uns vergessen und vergeben,
auf daß die tiefen Wunden heilen mögen.
Mai. Juni. (Marokko.) Nach Berichten französischer Blätter
macht sich an vielen Stellen, insbesondere in Tanger und Tetuan
mohammedanischer Fremdenhaß geltend und Angriffe auf Europäer
werden häufiger.
11. Juni. (Kapstadt.) Proklamation an die Aufständischen.
Sie besagt, daß alle Aufständischen, die nicht Feldkornets oder
Friedensrichter sind, wenn sie sich vor dem 10. Juli ergeben, nur mit Ent-
ziehung des Stimmrechts für Lebenszeit bestraft werden. Feldkornets oder
Friedensrichter unterliegen irgend einer anderen Strafe, die Todesstrafe