übersicht
der politischen Eutwichelung des Jahres 1902.
Das verflossene Jahr hat als wichtigstes internationales Er-
eignis den Abschluß des südafrikanischen Krieges gebracht.
In der letzten Übersicht hatten wir es auf Grund der vorliegenden
Berichte als zweifelhaft bezeichnet, ob der Wunsch der englischen
öffentlichen Meinung, den Buren bis zum Krönungsfeste den Frie-
den aufzuzwingen, in Erfüllung gehen werde, und der weitaus
größte Teil der kontinentalen Stimmen äußerte sich noch skep-
tischer. Die vorherrschende Anschauung war, daß die Buren den
Krieg noch jahrelang fortsetzen und daß die Engländer ihrer nie
vollständig Herr werden würden; die englische Berichterstattung,
die wie alle gleichzeitigen Mitteilungen über kriegerische Ereignisse
ihre Mängel hatte und sich in Widersprüche verwickelte (S. 324),
wurde verspottet; die mehr und mehr erfolgreichen Versuche Kit-
cheners, den Buren durch seine Feldbefestigungen das Terrain ein-
zuengen, wurden scharf kritisiert, und jeder kleine Erfolg der Buren
als bedeutende englische Niederlage gepriesen. Demgegenüber blieb
die englische Regierung bei ihrer optimistischen Auffassung und
lehnte daher das holländische Angebot einer Friedensvermittlung
ab (S. 217). Sie blieb auch fest, als die Buren im Februar neue
Siege zu verzeichnen hatten und einen der bekanntesten Generale,
Lord Methuen, gefangen nahmen. Wie richtig sie die Lage be-
urteilte, zeigte sich bald; unmittelbar nach diesem Triumph boten
die Buren die Hand zum Frieden, und diesmal kam es nach zwei-
monatigen Verhandlungen endlich zum Abschlusse. Die Buren
traten anfangs noch mit dem Verlangen hervor, die Unabhängig-