148 Des NVeuische Reich und seine einzelnen Glieder. (Okt. 15./Nov. 4.)
Menschenalter, daß sie gezwungen wird, die wissenschaftliche Ausbildung
in Seminarien durchzuführen, wodurch manches bequemer und leichter er-
reicht wird, aber der lebendige Zusammenhang der geistigen Arbeit der
Nation verloren geht und damit der Zusammenhang mit dem Volkstum.
Hier heißt es: principüs obsta! (Sehr richtig!) Die Arbeit der Theo-
logie — Luther ist dafür ein Beispiel — muß kritisch sein. Zwei Auf-
gaben hatte die Reformation, die sich dahin zusammenfassen lassen: Zurück
zum Urchristentum! und: Hinein in die Tiefe! Und so steht es auch heute
noch. Wenn einmal die Zeit kommt, wo die Wissenschaft nicht den Mut
oder die Freiheit hat, die ihr von Gott gestellte Aufgabe mannhaft aus-
zuführen, so wäre das ein großes Unglück! — Der Redner stellt folgenden
Antrag: „Mit Befriedigung hat die Generalsynode aus der Mitteilung des
Evangelischen Oberkirchenrats vom 8. Oktober dieses Jahres ersehen, daß
derselbe das hohe Interesse der Kirche an der Besetzung der theologischen
Professuren würdigt, über geeignete Wege zur Wahrung dieses Interesses
mit dem Generalsynodal-Vorstand in Veratung getreten ist, auch in Ge-
meinschaft mit ihm und in der Richtung der Kommissionsanträge bei der
vierten ordentlichen Generalsynode einen Versuch angeregt hat, wissenschaft-
lich tüchtigen Geistlichen die Erprobung im akademischen Lehramt zu er-
leichtern. Gegenüber der vorhandenen Sorge, daß der für die Kirche
unentbehrliche innere Zusammenhang der zu freier Arbeit berufenen theo-
logischen Wissenschaft mit dem auf Gottes Wort gegründeten Glauben der
Kirche gefährdet sei, bekennt die Generalsynode sich einmütig zu Christo
Jesu, dem eingeborenen Sohn Gottes, dem für uns Gekreuzigten und
Auferstandenen, dem einigen Mittler unseres Heils. Sie vertraut, daß zu
Professoren der Theologie nur Männer ernannt werden, welche in dem
Glauben und Bekenntnis des Sohnes Gottes stehen.“
Nach weiterer Debatte wird folgende Kombination der Anträge
v. Manteuffel, v. Goltz und Hohenthal angenommen mit 127 gegen 57
Stimmen. „Mit Befriedigung hat die Generalsynode aus der Mitteilung
des Evangelischen Oberkirchenrats vom 8. Oktober d. J. ersehen, daß der-
selbe das hohe Interesse der Kirche an der Besetzung der theologischen
Professuren würdigt, über geeignete Wege zur Wahrung dieses Interesses
mit dem Generalsynndal-Vorstand in Beratung getreten ist, auch in Ge-
meinschaft mit ihm und in der Richtung der Kommissionsanträge bei der
vierten ordentlichen Generalsynode einen Versuch angeregt hat, wissenschaft-
lich tüchtigen Geistlichen die Erprobung im akademischen Lehramt zu er-
leichtern. Im Hinblick auf die von mehreren Provinzialsynoden zum Aus-
druck gebrachten Sorgen bekennt sich Generalsynode einmütig zu Christo
Jesu, dem eingeborenen Sohn Gottes, dem für uns Gekreuzigten und
Auferstandenen, dem einigen Mittler unseres Heils. Sie gibt sich der
Hoffnung hin, daß zu Professoren der Theologie nur Männer ernannt
werden, welche in diesem Glauben und Bekenntnis des Sohnes Gottes
stehen. Generalsynode ist überzeugt, daß die für die Theologie der Gegen-
wart bestehenden Schwierigkeiten in der Behauptung und Verteidigung
des biblischen Christentums nur überwunden werden können, wenn die
Freiheit der wissenschaftlichen Forschung mit der Gebundenheit an die Tat-
sachen des Heils in Einklang steht. Sie spricht allen Theologen, die durch
ihre Arbeit den evangelischen Glauben bekräftigen und verteidigen helfen,
ihren Dank aus. Aber sie erklärt, daß die Kirche es nicht ertragen kann,
wenn der Grundsatz der Gleichberechtigung der Richtungen sogar auf den
Gegensatz der naturalistischen und der christlichen Weltanschauung aus-
gedehnt wird. Indem sie die vorgekommenen Aergernisse beklagt, welche
die gläubige Gemeinde verwirren, gibt sie der Gewißheit Ausdruck, daß