150 JNas Veuische Reich ud seine eintelnen Glieder. (Oktober 17.)
von den Waffen anzuwenden, und ihre werdet gewiß das, was ihr heute
so schön in eurem Gelübde versprochen habt, auch betätigen. In sehr rich-
tiger Weise hat in der herrlichen Ansprache, die euer geistiger Lehrer heute
an euch gerichtet hat, derselbe einen Begriff hervorgehoben für das, was
von euch verlangt wird, nämlich, daß ihr Persönlichkeiten werden sollt.
Es ist das derjenige Punkt, auf den nach meiner Ansicht es für den
Christen im täglichen Leben am meisten ankommt. Denn darüber kann
wohl kein Zweifel sein, daß wir von der Person des Herrn getrost sagen
können: Er ist die persönlichste Persönlichkeit gewesen, die je auf der Erde
unter den Menschenkindern gewandelt ist. Ihr habt in eurem Unterrichte
— und werdet es noch in Zukunft — von vielen großen Menschen gelesen
und gehört, von Weisen, Staatsmännern, Königen und Fürsten und auch
von Dichtern. Ihr habt von manchem Worte und Ausspruche gelesen und
sie haben euch erhoben, ja sogar begeistert. Gewiß, welcher deutsche Jüng-
ling sollte sich nicht erhoben fühlen und fortgerissen werden von den be-
geisterten Liedern, zum Beispiel denen unseres Körner, aber trotz allem,
es sind Menschenworte und keinem einzigen Worte unseres Herrn gleich.
Und das sei euch gesagt, damit ihr auch in der Lage seid, es zu vertreten,
wenn ihr einst im Strudel des Lebens steht und einen Meinungsaustausch
hört, vor allem über die Person unseres Heilands: Es hat niemals eines
Menschen Wort fertig gebracht: Leute aller Rassen und Leute aller Völker
gleichmäßig zu denselben Zielen zu begeistern und danach zu trachten, ihm
gleich zu sein und sogar ihr Leben für ihn zu lassen. Und das Wunder
ist nur dadurch zu erklären, daß die Worte, die er gesprochen hat, Worte
des lebendigen Gottes sind, welche Leben erwecken und lebendig bleiben
noch nach Tausenden von Jahren, wenn die weisen Worte längst vergessen
sein werden. Wenn Ich nun auf Meine persönlichen Erfahrungen zurück-
blicke, so kann Ich euch nur versichern, und ihr werdet dieselbe Erfahrung
machen, der Angel-= und Drehpunkt unseres menschlichen Lebens, zumal
aber eines verantwortungsvollen und arbeitsreichen Lebens, das ist mir
klarer geworden von Jahr zu Jahr — liegt nur einzig und allein in der
Stellung, die man zu seinem Herrn und Heiland einnimmt. Ich nannte
ihn die persönlichste der Persönlichkeiten und das mit Recht. Wie es nicht
anders sein kann im menschlichen Leben und wie es uns allen begegnet,
so ist es auch mit ihm gewesen: Es ist der Streit der Meinungen um
ihn entbrannt. Manche waren für ihn, manche haben im Zweifel ge-
standen, und viele waren gegen ihn. Aber darüber kann kein Zweifel
sein, und der schärfste Feind und Leugner des Herrn ist nur der Beweis
dafür: der Herr lebt noch heute als ganze Persönlichkeit, die nicht ignoriert
werden kann! Noch heute schreitet seine Lichtgestalt unserem geistigen Auge
nur sichtbar und der Seele fühlbar unter uns einher: tröstend, helfend,
stärkend, auch Widerspruch und Verfolgung erweckend. Und weil er nicht
ignoriert werden kann, so wird jeder Mensch gezwungen, bewußt oder
unbewußt, das Leben, das er lebt, das Amt, das er führt und das Werk,
das er treibt, immer darauf zu basieren, unter welchem Gesichtswinkel er
unserem Heiland gegenüber steht und ob seine Arbeit im Sinne des Herrn
getan und ihm wohlgefällig ist, oder ob es das Gegenteil ist. Sein Ge-
wissen, wenn es noch lebt, wird ihm stets darüber Auskunft geben. Ge-
wiß, ich glaube gern, daß viele Menschen heute der Ansicht sind, im heu-
tigen modernen Leben mit seinen vielfachen Aufgaben und verantwortungs-
vollen Stellungen sei es undenkbar, daß man sich mit der Persönlichkeit
des Heilands so eingehend beschäftigen und auf ihn Rücksicht nehmen kann,
wie es früher geschah. Die Menschheit hat sich neben dem Herrn den
Himmel ausgeschmückt mit vielen herrlichen Gestalten und frommen Christen,