192 HNie Jlrreichiscz#u###rische Monarchie. (Januar 30. Februar 5.)
Ungarn schwebten, solle einstweilen nicht verfügt werden. Der zur un-
mittelbaren Konvertierung bestimmte Teil solle einen Maximalbetrag von
3620 Millionen Kronen umfassen. Der Minister erhoffe von der Vorlage
einen weitgehenden Erfolg für den österreichischen Staat und das Volk,
erstens einen moralischen für das Ansehen des Staatskredites, dadurch daß
ein Zinsfuß verschwinden werde, der eine Erinnerung an Zeiten bilde, in
welchen der österreichische Staatskredit weniger gefestigt und der Volks-
wohlstand weniger entwickelt gewesen sei, zweitens einen materiellen Er-
folg, indem die Durchführung der Konversion eine nicht zu unterschätzende
Erleichterung der Staatsschuld und eine wesentliche Ersparung an Steuer-
geldern, erzielen könne und, wie er hoffe, erzielen werde. Aus diesen
Gründen und im Interesse der bei Konversionen notwendigen und ge-
botenen Raschheit bitte der Minister, da die Vorlage wohl von allen Ab-
geordneten ohne Unterschied der Parteirichtung begrüßt werden könne, um
wohlwollende und besonders rasche Beratung der Vorlage.
Ende Januar. (Ungarn.) Das Abgeordnetenhaus beginnt
die Generaldebatte über die Wehrvorlage.
Die Opposition bekämpft die Vorlage, indem sie nicht die Erhöhung
der Rekrutenziffer, sondern das Institut der gemeinsamen Armee und die
deutsche Kommandosprache angreift. Um der Opposition entgegenzukommen,
erklärt sich die Regierung auf Betreiben des Präsidenten des Abgeordneten-
hauses Graf Apponyi bereit, die Abzeichen und Embleme der gemeinsamen
Armee dualistisch auszugestalten.
30. Januar. (Cisleithanien.) Das Abgeordnetenhaus ge-
nehmigt die Brüsseler Zuckerkonvention (vergl. 1902), die Zucker-
steuer und das Kontingentierungsgesetz, — Annahme im Herren-
hause 31. Januar.
Januar. Februar. (Ungarn.) Die Redakteure mehrerer
deutscher Blätter werden wegen Aufreizung gegen die magyarische
Nationalität verurteilt, weil sie ihre Leser zur Pflege ihrer Mutter-
sprache auffordern. (Vgl. Dibelius, Preuß. Jahrbücher Bd. 112.)
5. Februar. (Ungarn.) Abgeordnetenhaus. Andrassy über
die Wehrvorlage. Großmachtstellung. Armeesprache.
Abgeordnete der Opposition behaupten, die Wehrvorlage sei ein Er-
zeugnis des Ehrgeizes der Dynastie, die eine Großmachtstellung einnehmen
wolle. Abg. Graf Julins Andrassy bestreitet diese Behauptung mit dem
Hinweis, daß der Souverän auf seine Stellung in Deutschland und Italien
verzichtet habe. Ferner bekämpft er die Behauptung, die orientalische Frage
sei ein Wauwau-Gespenst, das man heraufbeschwöre, wenn man es brauche,
das aber verschwinde, wenn es seine Dienste getan habe. „Ich habe zwar,“
bemerkt er, „volles Vertrauen zu unserer auswärtigen Politik; allein für
so geschickt halte ich unsere Diplomatie nicht, daß sie Aehnliches bewirken
kann.“ (Heiterkeit.) Als er den Gebrauch der deutschen Armeesprache ver-
teidigt, wird ihm von der Opposition zugerufen: „Schämen Sie sich nicht,
als ein Andrassy gegen das Recht der ungarischen Sprache aufzutreten!“
Graf Andrassy fährt mit erhobener Stimme fort: Wer an meinem Patrio-
tismus zweifelt, den verachte ich! Unter großer Unruhe des Hauses führt
Redner aus, daß der Gebrauch einer einheitlichen Armeesprache eine Frage
der Zweckmäßigkeit sei; das Recht der ungarischen Staatssprache werde