Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

Greßbritannien. (August 12. 14.) 265 
es beim besten Willen der Welt fast unmöglich gemacht, dort etwas sehr 
wichtiges oder weitgehendes auf dem Wege der Ausführung jener Reform- 
maßregeln zu tun;z bedauerlich sei es, zugeben zu müssen, daß die revolu- 
tionären Banden selbst eines der hauptsächlichsten Hindernisse des Erfolges 
des gemeinsamen Planes Oesterreich-Ungarns und Rußlands seien, welchen 
alle Regierungen Europas nach besten Kräften zu fördern wünschten. Was 
immer die britische Regierung tun könne, um der Pforte die absolute Not- 
wendigkeit vorzustellen, die Truppen in Schach zu halten, werde geschehen, 
und jeder Beistand, den die Regierung der Pforte leisten könne, um dieses 
Ziel zu erreichen, werde gegeben werden. Er glaube, die Pforte sei sich — 
er wolle nicht sagen der humanitären Seite der Frage — wohl aber der 
politischen Notwendigkeit der Unterdrückung aller Ausschreitungen der 
Truppen ebenso bewußt wie England. 
12. August. Das Unterhaus genehmigt mit 92 gegen 
18 Stimmen ein Schiffahrtsabkommen der Regierung mit dem 
Morgan-Trust und der Cunardlinie. 
Die Hauptbestimmungen sind: Die englischen Gesellschaften, welche 
dem Trust angehören, werden nach wie vor in gleicher Weise, wie die 
übrigen englischen Gesellschaften in bezug auf die militärischen, Marine- 
und postalischen Leistungen behandelt, welche von der englischen Regierung 
gefordert werden können. Die Fahrzeuge werden auch ferner unter den 
gleichen Bedingungen wie früher für den Ankauf durch die Regierung 
bereit stehen. Die Abmachung mit dem Morgan-Trust dauert 20 Jahre 
von September 1902 an gerechnet und ist alle fünf Jahre kündbar. Die 
englische Regierung kann den Vertrag zu jeder Zeit aufheben, wenn der 
Trust die Interessen des englischen Handels verletzt. Kein englisches Schiff 
des Trust darf ohne englische Erlaubnis in ein ausländisches Register ein- 
getragen werden. Die Kapitäne und Offiziere der englischen Schiffe sollen 
englische Untertanen sein. In der Mannschaft werden die Engländer in 
demselben Verhältnis vertreten sein, wie es für andere Schiffe gleicher Art 
vorgeschrieben ist. Die Mehrheit der Direktoren der dem Trust angehö- 
renden englischen Gesellschaften muß aus Engländern bestehen. Die letzte 
Instanz bei Streitigkeiten ist der Lordkanzler. — Unterstaatssekretär Forster 
begründet das Abkommen: England stehe der Tatsache gegenüber, daß es 
bestimmte große Schiffe auf der See gebe, die im Falle eines Krieges mit 
modernen Waffen ausgerüstet werden sollten. Diese Schiffe könnten sich 
der Verfolgung jedes anderen Schiffes entziehen, dem sie zu entrinnen 
wünschten, und jedes Schiff einholen, das sie zu stellen beabsichtigten. 
Was würde das Land sagen, wenn es in einen Krieg verwickelt werden 
sollte und kein englisches Schiff vorhanden sei, welches es mit diesen Schiffen 
aufnehmen könnte? Die Admiralität habe alles getan, um eine hohe 
Schnelligkeit der neuen Schiffe zu gewährleisten, was bei den Neubauten 
der Cunard-Linie der wesentlichste Punkt sei, und fühle sich nun beruhigt 
in der Frage der Fortdauer der Ueberlegenheit Englands auf dem Atlan- 
tischen Ozean, der man so großen Wert beimesse. 
14. August. Der König schließt das Parlament mit einer 
Thronrede, in der er sich befriedigt über die irischen Verhältnisse 
ausspricht und über die Beziehungen zum Auslande sagt: 
Der Besuch, welchen Ich im Frühjahre Portugal, Italien und 
Frankreich abstattete, hat, wie Ich zuversichtlich glaube, ein gutes Er- 
gebnis gehabt. Nichts hätte die herzliche Aufnahme übertreffen können, 
  
 
	        
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