300 Italien. (April 27.—- Mai 11.)
Stelle Prinettis Minister des Auswärtigen. Marineminister wird
Admiral Bettolo.
27.29. April. Besuch des Königs von England in Rom.
2.5. Mai. Besuch des Deutschen Kaisers in Rom.
Am 3. Mai bringt auf einem Festmahl im Quirinal König Vik-
tor Emanuel folgenden Trinkspruch aus: „Heute ist ein Freudentag
für mein Haus; es weilt neben mir Ew. Majestät, mein treuer Verbün-
deter. Wie treue Verbündete waren unsere ruhmreichen Großväter Kaiser
Wilhelm I. und König Viktor Emanuel II. und unsere Bäter makellosen
Angedenkens! Bei uns hier weilen die jungen Prinzen, die Söhne Ew.
Majestät, der Stolz des Vaterherzens, die Hoffnung des deutschen Vater-
landes. Und wir können auch Ihre Majestät die Kaiserin und Königin
Auguste Viktoria als zugegen ansehen, welche sicher im Geiste bei uns ist,
wie wir mit unseren Gedanken bei ihr weilen. Ich danke daher lebhaft
Ew. Majestät, welche in allen unseren Schicksalswandlungen Italien einen
Beweis beständigen Interesses und herzlicher Sympathie geben wollte, ein
Pfand der innigen Freundschaft, die ein festes Band schon seit drei Gene-
rationen ist zwischen unseren Familien, unseren Heeren und unseren Völ-
kern. Die heutige Begegnung ist eine neue Bekräftigung des gemeinsamen
Willens Deutschlands und Italiens, alle ihre Anstrengungen und ihr ein-
trächtiges Wirken unter die Auspizien des gegenseitigen Bündnisses auf die
Beförderung des Friedens zu richten. So wende ich mit voller Treue
meinen Wunsch Ew. Majestät edlem Reiche zu, welches, groß durch ge-
waltige Ueberlieferungen, auch auf dem Gebiete jeglichen Fortschrittes der
Gesittung groß sein will und trinke auf die Gesundheit Ew. Majestät,
Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, der erlauchten Prinzen, die heute
meine Gäste sind, und der gesamten Familie Ew. Majestät!“
Kaiser Wilhelm antwortet: „Wollen Ew. Majestät mir gestatten,
den Ausdruck meines tiefgefühlten Dankes darbringen zu dürfen für den
sich durch Glanz und Großartigkeit, ebenso wie durch warme Herzlichkeit
auszeichnenden Empfang seitens Ew. Majestät Hauptstadt und Volk. Ich
erkenne in demselben die Bekräftigung der Tatsache, daß das Bündnis,
welches unsere beiden Häuser und Länder verbindet, vor dem italienischen
Volke in voller Sympathie anerkannt und unverändert gepflegt wird. In
dem Augenblick, in dem ich mein Glas auf Ew. Majestät Wohl zu erheben
im Begriffe bin, darf ich es wohl wagen, den Bilick zurückschweifen zu
lassen auf die mir unvergeßliche Gestalt Ew. Majestät von mir so innig
geliebten Vaters. Sein Andenken als eines ritterlichen Helden und herz-
gewinnenden Menschen wird mir stets heilig sein, und unvergeßlich der
Druck seiner Hand, wie der Blick aus seinen treuen Augen. Sein und
des Himmels Segen ruhe auf Ew. Majestät, auf Ew. Majestät erlauchten
Gemahlin und dem Hause Savoyen. Zur Bekräftigung dieses Wunsches
leere ich mein Glas: Bevo alla salute delle loro maesta il re e la re-
Zina, bevo alla salute del valoroso esercito italiano, bevo alla salute
della bella e nobile Italia e del gentile popolo italiano.“ Die Musik
spielt hierauf den italienischen Königsmarsch.
5. Mai. Der König und der Deutsche Kaiser besuchen das
Kloster Monte Cassino.
11. Mai. (Kammer.) In einer Besprechung der durch die
Erhebung des Mullah im Somalilande hervorgerufenen Lage er-