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tung im europäischen Konzert ausblieb, mußte sie wohl oder übel
nachgeben. Noch im Dezember wurden die beiden Zivilagenten
OÖsterreich-Ungarns und Rußlands ernannt, und zu Beginn des
neuen Jahrs ist ein italienischer General als Kommandeur der
Gendarmerie berufen worden. Ob damit die Verwaltungsreform
und die Ruhe in Makedonien gesichert ist, muß die Zukunft lehren.
Die bulgarischen Agitatoren scheinen einstweilen die Absicht zu
haben, im Frühjahr eine neue Erhebung zu versuchen. Wenigstens
ist das Haupt der Empörer, Sarafow, mit Eifer bemüht in Ser-
bien und Bulgarien Anhänger zu gewinnen, und beide Regierungen
haben nichts getan, ihm das Handwerk zu legen.
Die dritte große Angelegenheit, die ostasiatische, ist im
abgelaufenen Jahr in ein akutes Stadium getreten, und bis zur
Zeit der Drucklegung des Kalenders noch nicht beendet. Der Streit
dreht sich um die Mandschurei und Korea. Wie im vorigen Jahr
erwähnt hat Rußland sich China gegenüber zur Räumung der
Mandschurei verpflichtet, falls China den Schutz der dort ansässigen
Russen und der Eisenbahnlinien übernähme, aber der Vertrag ist
nicht ausgeführt worden. Die russischen Truppen wurden vielmehr
fortgesetzt verstärkt, eine neue Administration für Ostafien geschaffen,
(S. 341, 44), und schließlich sogar die alte Residenz der Mandschu-
dynastie, die heilige Stadt Mukden, besetzt (Oktober). Die Unfähig-
keit der chinesischen Regierung das Räuberunwesen zu unterdrücken,
diente zur Begründung dieser Politik. Gleichzeitig dehnte Rußland
seine Einflußsphäre auf Korea aus, indem es russischen Kapitalisten
Konzessionen zur Ausbeutung von Wäldern und Bergwerken im
westlichen Teile der Halbinsel verschaffte. Damit noch nicht zu-
frieden strebte es den Erwerb eines koreanischen Hafens an. Hier-
gegen trat der natürliche Gegner Rußlands in Ostafien, Japan,
auf. Japans Ziel ist, wie es in dem japanisch-englischen Abkom-
men vom 30. Januar 1902 ausgesprochen ist, Chinas Integrität
zu erhalten und sich Korea als sein Expansionsgebiet zu sichern, so
daß es Rußlands Wege überall kreuzt, und namentlich die Aus-
lieferung eines wertvollen koreanischen Hafens an Rußland nicht
zulassen kann. Die japanische Regierung hat daher das ganze
Jahr hindurch auf die Ausführung des chinesisch-russischen Ver-