Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunzehnter Jahrgang. 1903. (44)

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tung im europäischen Konzert ausblieb, mußte sie wohl oder übel 
nachgeben. Noch im Dezember wurden die beiden Zivilagenten 
OÖsterreich-Ungarns und Rußlands ernannt, und zu Beginn des 
neuen Jahrs ist ein italienischer General als Kommandeur der 
Gendarmerie berufen worden. Ob damit die Verwaltungsreform 
und die Ruhe in Makedonien gesichert ist, muß die Zukunft lehren. 
Die bulgarischen Agitatoren scheinen einstweilen die Absicht zu 
haben, im Frühjahr eine neue Erhebung zu versuchen. Wenigstens 
ist das Haupt der Empörer, Sarafow, mit Eifer bemüht in Ser- 
bien und Bulgarien Anhänger zu gewinnen, und beide Regierungen 
haben nichts getan, ihm das Handwerk zu legen. 
Die dritte große Angelegenheit, die ostasiatische, ist im 
abgelaufenen Jahr in ein akutes Stadium getreten, und bis zur 
Zeit der Drucklegung des Kalenders noch nicht beendet. Der Streit 
dreht sich um die Mandschurei und Korea. Wie im vorigen Jahr 
erwähnt hat Rußland sich China gegenüber zur Räumung der 
Mandschurei verpflichtet, falls China den Schutz der dort ansässigen 
Russen und der Eisenbahnlinien übernähme, aber der Vertrag ist 
nicht ausgeführt worden. Die russischen Truppen wurden vielmehr 
fortgesetzt verstärkt, eine neue Administration für Ostafien geschaffen, 
(S. 341, 44), und schließlich sogar die alte Residenz der Mandschu- 
dynastie, die heilige Stadt Mukden, besetzt (Oktober). Die Unfähig- 
keit der chinesischen Regierung das Räuberunwesen zu unterdrücken, 
diente zur Begründung dieser Politik. Gleichzeitig dehnte Rußland 
seine Einflußsphäre auf Korea aus, indem es russischen Kapitalisten 
Konzessionen zur Ausbeutung von Wäldern und Bergwerken im 
westlichen Teile der Halbinsel verschaffte. Damit noch nicht zu- 
frieden strebte es den Erwerb eines koreanischen Hafens an. Hier- 
gegen trat der natürliche Gegner Rußlands in Ostafien, Japan, 
auf. Japans Ziel ist, wie es in dem japanisch-englischen Abkom- 
men vom 30. Januar 1902 ausgesprochen ist, Chinas Integrität 
zu erhalten und sich Korea als sein Expansionsgebiet zu sichern, so 
daß es Rußlands Wege überall kreuzt, und namentlich die Aus- 
lieferung eines wertvollen koreanischen Hafens an Rußland nicht 
zulassen kann. Die japanische Regierung hat daher das ganze 
Jahr hindurch auf die Ausführung des chinesisch-russischen Ver-
	        
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