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fügte er Bemerkungen der Art hinzu: die Versagung eines Konsenses an
den Grafen v. Schweinitz zur Verheiratung mit einer Amerikanerin würde
eine äußerst ungünstige Rückwirkung ausüben auf unsere mit Sorgfalt
gepflegten Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Es
seien dort drüben genügend Strömungen vorhanden, die uns feindlich
gegenüberstünden und die eine solche Versagung entsprechend auszunutzen
versuchen würden. Ich glaube daher, denselben Grundsatz können wir auf
unseren gegenwärtigen Vertreter in Washington anwenden. Dann bens mir
der Abgeordnete Dr. Oertel meine Husarenstiefel vorgehalten. Darauf möchte
ich erwidern, daß Fürst Bismarck zwar die bekannten Kürassierstiefel an-
og, wo es ihm nötig und nützlich erschien, daß er aber auch sehr vor-
schte sein konnte und sich sehr wohl auf das Einlenken verstand. Das
hat er in der Samoastreitigkeit und in der Karolinenfrage gezeigt. Speziell
die Beziehungen zu Amerika sind vom Fürsten Bismarck auf das sorg-
fältigste gepflegt worden. Daß aber heute, wo die überseeischen Interessen
ein viel größeres Gewicht haben, als in den 70er und 80er Jahren, die
Beziehungen mindestens ebenso wichtig sind, wie zur Zeit des Fürsten
Bismarck, wird von keiner Seite bestritten werden. Ich kann nicht schließen,
ohne daß ich meinem Bedauern Ausdruck gebe über die Art und Weise,
wie sich der Abg. Hasse ausgesprochen hat über einen Staat, über ein Volk,
das uns seit vielen Jahren ein zuverlässiger Verbündeter ist. Ich habe
schon früher dargelegt, daß wir uns in die inneren Verhältnisse anderer
Staaten einzumischen und dieselben mit einer Herbheit zu kritisieren, wie
dies eben der Abg. Hasse getan hat, weder ein Recht noch ein Interesse
haben. (Beifall.) Wir haben nicht das Recht dazu, weil wir es uns auch
nicht gefallen ließen, sondern uns auf das Ernsthafteste verbitten würden,
wenn andere in unsere inneren Verhältnisse und Streitigkeiten sich ein-
mischen würden. (Beifall.) Wir haben aber auch kein Interesse daran,
weil wir durch eine solche Kritik Gefahr laufen, die Unterstützung von
Persönlichkeiten und Kreisen in jenen Ländern zu verlieren, auf die bisher
die deutsche Politik rechnen kann, ohne daß die Lage unserer Stammes-
genossen dadurch irgendwie verbessert würde. Für unsere Reichsangehörigen
müssen und werden wir eintreten, wann und wo ihnen Unrecht geschieht;
das haben wir in Venezuela gezeigt. Aber für unsere Volksgenossen, die
von uns völkerrechtlich getrennt sind, können wir nicht diplomatisch inter-
venieren. Das ist ein alter Grundsatz der deutschen Politik, den Fürst
Bismarck aufgestellt hat und von dem keiner seiner Nachfolger abweichen
wird. Meine Herren! Gerade weil wir wünschen müssen, daß das unga-
rische, magyarische Volk innerhalb des Rahmens der österreichisch-ungarischen
Monarchie eine möglichst gewichtige Stellung in der Welt einnimmt, des-
halb wünschen wir, daß es sich nicht absperrt gegen die deutsche Kultur,
daß es sich freundlich stellt gegen die deutschen Elemente, die diesem Reiche
immer treue und zuverlässige Bürger gewesen sind. Aber diesen Empfin-
dungen dürfen wir, wie der Abg. Hasse es eben getan hat, keinen Ausdruck
geben, der im Auslande Mißtrauen, im Inlande berechtigte Unzufrieden-
heit erwecken kann. Der Abg. Hasse hat gemeint, die Verhältnisse lägen
heute anders als zur Zeit des Fürsten Bismarck. Im Gegenteil. In
diesen großen Fragen ist, seitdem Fürst Bismarck am Ruder war, nicht
der mindeste Umschwung eingetreten; und wie Fürst Bismarck unsere Be-
ziehungen zu Ungarn behandelt hat, das ist noch heute absolut zutreffend.
Ich habe zwei Erlasse des Fürsten Bismarck vor mir, die ich über diese
Punkte mit Erlaubnis des Herrn Präsidenten verlesen möchte, weil sie auch
Hltorisch von Interesse sind. Der eine ist ein Erlaß aus dem Jahre 1883.
a hatte der damalige kaiserliche Generalkonsul in Ofen-Pest, Herr v. Thielau,
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